US-Künstlerin stellt in Krefeld aus Im Spinnennetz der Stadt

Krefeld · Die New Yorker Künstlerin Sarah Morris hat eine Werkschau in Haus Lange und Haus Esters eingerichtet. Sie umfasst Gemälde, Filme und Skulpturen sowie Einblicke in ihren Arbeitsprozess.

Künstlerin und ihr Werk: Sarah Morris vor ihrem Strukturenbild mit grünem Spinnennetz, das sie eigens für die Krefelder Ausstellung geschaffen hat. Foto: Müller

Foto: Müller

Sarah Morris geht mit offenen Augen durch die Stadt. Denn die New Yorker Konzeptkünstlerin nimmt nicht nur die Menschen, Straßen, Gebäude und Geräusche wahr. Sie fragt sich auch stets: was verbirgt sich dahinter? Welche Strukturen stecken hinter der Oberfläche einer Stadt?

Um den Antworten näher zu kommen, drehte sie Filme aus dem Alltagsleben von Städten. Man sieht Jogger im Park, hohe Glasgebäude mit vielen Fenstern oder eine Postbotin an der automatischen Sortieranlage.

Als Ergänzung dazu malt Sarah Morris großflächige Bilder. Sie sehen teils wie Schnittmuster aus, formen in geschwungenen oder auch bizarren Strichen die imaginären  Netzwerke einer Stadt nach, wie eben die Künstlerin sie mit ihrem inneren Auge wahrnahm. So entstanden Strukturgrafiken über Rio oder Peking.  Aber auch Abbilder genormter Strukturen, wie man sie von akustischen Seismografen oder Excel-Tabellen kennt, wirft sie auf die Leinwände.

Dabei scheut Morris auch nicht die Konfrontation mit der Populärkultur. An den Wänden hängen die Plakate ausgesuchter Kinofilme, die sie mit ihren Strichmustern überzogen hat. Hinweis auf die tieferliegenden Stukturen, die die Filme ausdrücken.

Einen Überblick über ihr 30-jähriges Schaffen erlaubt nun die neue Ausstellung der Krefelder Kunstmuseen in den Häusern Lange und Esters an der Wilhelmshofallee. Rund 100 Leihgaben aus internationalen Sammlungen hat das Museum dazu nach Krefeld holen können.

„Ich verfolge die Arbeit von Sarah Morris schon lange“, freut sich Museumsdirektorin Katia Baudin über den Arbeitsbesuch der renommierten Künstlerin, die schon in Tokio, Wien oder Washington ausstellte, „sie hat einen aktuellen Blick auf das Erbe der Moderne.“

Diesen Blick kann der Besucher auch in seinem Arbeitsprozess nachvollziehen. In Vitrinen liegen Fotos und andere Materialien, die Morris zur Vorlage für ihre Kunst benutzt hat.

Immer wieder taucht in ihren Gemälden das Motiv des Spinnennetzes auf, naturhaftes Vorbild für die netzartigen Strukturen, die sich der Mensch in seinem sozialen Leben geschaffen hat. „Wir sind alle in Systeme eingepasst“, erläutert Kuratorin Juliane Duft den gedanklichen Hintergrund.

Dass dies nicht immer gut geht, darauf verweist der Titel der Ausstellung: „All Systems Fail.“ Einen Fehler im System gibt es immer. Denn es ist von Menschen gemacht.

Die Ausstellung wird am heutigen Sonntag, 15. Oktober, um 11.30 Uhr eröffnet. Sie bleibt in Haus Esters und Haus Lange bis 10. März 2024 zu sehen.

Öffnungszeiten: dienstags bis donnerstags sowie sonntags 11-17 Uhr; freitags und samstags 11-18 Uhr.