Serie Zeitzeugen Feldarbeit und Schweine hüten

Elmpt · Katharina Burbach (81), die heute in Elmpt lebt, wurde in der heutigen serbischen Stadt Kucura geboren. Dort erlebte sie als zwölfjähriges Kind auch das Kriegsende und die Wirren jener Zeit, die durch Flucht und harte Arbeit geprägt waren.

Foto: Samuel

Lesen Sie ihre Geschichte im Rahmen unserer Serie zum 70. Jahrestag des Kriegsendes.

"Unsere baden-württembergischen Vorfahren wurden von der ehemaligen österreichischen Kaiserin Maria Theresia angeworben und wanderten nach Kucura aus. Wir sind als 'Donauschwaben' bekannt. Meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern lebten im ehemaligen Jugoslawien als Kleinbauern", erzählt Katharina Burbach (geb. Riedl). Im Sommer 1944 verletzte sich ihr Vater bei der Ernte auf dem Feld und erkrankte daraufhin schwer an Wundstarrkrampf. "Er konnte sich kaum noch bewegen, war damals bettlägerig, und weil mein Bruder auch noch sehr klein war, konnten wir nicht mit, als sich im Oktober die meisten 'Donauschwaben' aufmachten und flüchteten", erinnert sich die rüstige Seniorin, die heute im Altenheim St. Laurentius in Elmpt lebt.

Foto: Samuel

Als die Russen durch ihr Dorf zogen, sei noch alles in Ordnung gewesen. "Die haben uns nichts getan", sagt sie. Doch dann kamen die Tito-Partisanen. "Und die machten mit uns übrig gebliebenen Deutschen, was sie wollten. Als sie mit Waffen im Anschlag in unser Haus kamen, glaubten sie meinem Vater seine Krankheit nicht und schlugen ihn im Bett", sagt Katharina Burbach.

Natürlich habe sie große Angst gehabt, zumal die meisten Männer bereits im Dezember 1944 abgeholt und in Sammellager gebracht worden seien — böse Gerüchte von willkürlichen Erschießungen bekamen auch die Kinder mit. Mit Waffengewalt seien am 22. Mai 1945 alle aus den Häusern herausgeholt und zusammengetrieben worden.

Wie alle, die nicht geflüchtet waren, wurde auch ihre Familie bis 1948 in verschiedenen Dörfern und Lagern interniert. Die Kinder und Alten blieben zusammen, die Generation der Eltern wurde getrennt und zum Arbeiten gezwungen. "Wir Kinder blieben uns selbst überlassen, ich war damals zwölf Jahre alt, mein Bruder gerade mal vier — und es dauerte im Internierungslager nicht lange, bis auch wir arbeiten mussten", sagt Katharina Burbach. Die serbischen Bauern konnten sich unter den in den Lagern internierten Menschen Hilfe holen, wenn sie diese brauchten. Katharina Burbach musste überall mithelfen - im Haushalt, auf dem Feld, in den Ställen. "Sogar mein kleiner Bruder Gerhard musste schon Schweine hüten," weiß sie noch. Nur drei Schuljahre hatte sie vorher absolviert. "Das vierte Schuljahr war schon von Bombenalarmen und großer Unruhe geprägt — da haben wir nicht mehr viel gelernt", erinnert sie sich wehmütig. In den Wirren nach Kriegsende sei an Schule dann für sie nicht mehr zu denken gewesen.

Aber ein großes persönliches Wunder erlebte sie, als sie mit ihrem Bruder 1948 in ein Lager nach Novi Sad kam. "Dort haben wir dann unsere Eltern wiedergefunden. Daran hatte ich nicht mehr zu glauben gewagt." Sie erklärt: "Mein Onkel war Soldat und hatte immer schon viele serbische Freunde. Einer davon war beim Militär und hatte auf seine Bitte gezielt nach meinem Bruder und mir gesucht." Ihr Vater wurde daraufhin zur Arbeit in einem Kohlebergwerk in Serbien verpflichtet, und auch Katharina Burbach musste mit knapp 13 Jahren dort über Tage arbeiten.

"Wir haben erst nach einiger Zeit dann mitbekommen, dass wir eigentlich gar nicht mehr 'mussten', da wir ja frei waren nach Kriegsende. Das hatte uns aber niemand gesagt, und wir erkannten das erst durch Pässe, die wir erhielten", sagt sie. Damals seien ihnen dadurch wertvolle Jahre der Freiheit vorenthalten worden —nach einer weiteren angstbeladenen und heimlichen Flucht erst nach Belgrad und dann nach Vrbas und durch eine spätere Familienzusammenführung durch das Deutsche Rote Kreuz gelangte die ganze Familie schließlich 1954 zurück nach Deutschland.

(Report Anzeigenblatt)