Extra-Tipp-Fahrt in den NRW-Landtag: SPD-Abgeordneter Uli Hahnen diskutiert mit den Lesern „Zu wenig Chancen für unsere Kinder“

Der Extra-Tipp schrieb eine Leserfahrt in den Landtag aus. Rund 40 Leser nahmen teil, hörten eine heiße Debatte und diskutierten mit dem Krefelder Abgeordneten Uli Hahnen.

Diskussion: SPD-Landtagsabgeordneter Uli Hahnen spricht mit den Extra-Tipp-Lesern im großen Konferenzraum über Probleme der Krefelder Kommunalpolitik. Dabei lobt er gleich doppelt: „Sie sind kluge Menschen. Sie lesen den Extra-Tipp.“

Krefeld / Düsseldorf.

„Ich bin absolut kaputt, völlig fertig“, stöhnt Uli Hahnen. Früh ist der Landtagsabgeordnete an diesem Mittwoch aufgestanden. Hat sich um Krefelds Kommunalpolitik gekümmert. Schließlich ist Hahnen auch Vorsitzender der mächtigen SPD-Fraktion im Krefelder Stadtrat. Dann eilte er nach Düsseldorf in den Landtag. Dort stehen Steuerfragen an. Sein Thema. Hahnen ist stellvertretender Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses. Als solcher steht er mittags am Rednerpult. Die Büroarbeit muss er heute selbst erledigen. Denn sein Büroleiter Björn Rüsing ist nach Krefeld gefahren. Am Hauptbahnhof holt er die Gruppe Extra-Tipp-Leser ab, die eine Leserfahrt zum Landtag unternehmen.

Rüsing winkt mit seiner roten Fahne und sammelt alle 40 Teilnehmer ein. Die Züge kommen, der Streik beginnt erst am Tag darauf. Im Landtag nehmen die Krefelder auf der Besuchertribüne Platz. Und erleben eine hitzige Debatte. Die Regierung will die Grunderwerbssteuer um 30 anheben. „Hören Sie auf, die Bürger zu schröpfen“, schimpft die FDP. Deren Bundeschef Christian Lindner checkt seine Mails. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat ihren Platz verlassen und tuschelt mit zwei ihrer Minister. Der Krefelder CDU-Abgeordnete Winfried Schittges applaudiert seinem Parteifreund am Rednerpult, der ebenfalls gegen die Steuererhöhung wettert. Hahnen hingegen erregt sich: Keine Sachkenntnis, schüttelt er den Kopf. Lautstark ruft er dem Redner zu: „Es wäre schön, wenn Sie für das Geld, das Sie bekommen, hier mal arbeiten würden“. Die Parteikollegen lachen.

Als Hahnen die Extra-Tipp-Leser eine halbe Stunde später im großen Konferenzsaal trifft, hat er sich wieder abgeregt. Aber nun ist er platt. „Absolut kaputt“, bekennt er.

Nun kommen die Fragen der Bürger. Und Hahnen lebt wieder auf. Er ist in seinem Element. Erste Frage: Sähe die Stadt Krefeld anders aus, wenn wir nicht im Nothaushalt wären? „Ja“, antwortet Hahnen, „weil die Stadt kein Geld hat, geben wir unseren Kindern zu wenig Chancen.“ Beispiele: veraltete Chemieräume und Computer, verdreckte Toiletten, unattraktive Schulhöfe.

Weitere Frage: „Warum ist denn für die Schulen kein Geld da, aber 17 Millionen für die Sanierung des Museums“?

Hahnen holt tief Luft: Das Thema ist komplex: „Vor 20 Jahren gaben wir 5 des Verwaltungshaushaltes für Kultur aus, heute nur noch 2.“ Die Kultur werde also keineswegs bevorzugt. Das Problem läge in der Verteilung innerhalb des Kulturbereichs: „Wir fördern zu wenig Kultur für junge Leute“. Um junge Menschen nach ihrer Ausbildung in Krefeld zu halten, bräuchte Krefeld mehr Kitas für deren Kinder, günstigen Wohnraum, Sportangebote und eben auch Freizeitstätten wie die Kufa.

„Und was ist mit dem Stadthaus, dessen Sanierung Unsummen verschlingt?“, fragt ein anderer Leser. „Da ist die Entscheidung zwischen Sanierung und Neubau noch nicht gefallen“, stellt Hahnen klar. Ein schwieriger Abwägungsprozess, da auch ein Neubau teuer kommt, zudem das Stadthaus erst mal aus dem Denkmalschutz gelöst werden müsste. Hahnen: „Wir brauchen konkrete Zahlen, um das entscheiden zu können.“

Gern hätte er weiterdiskutiert, doch Aida setzt schon ein strenges Gesicht auf. Das ist die Mitarbeiterin der Landtagsverwaltung, die die Gruppe jetzt in das Landtagsrestaurant führen will. Dort gibt es kaltes Schnitzel mit Kartoffelsalat. Würdiger Abschluss eines spannenden Nachmittags.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)