Ich war 17 und gerade dabei, beim Klang des im Hintergrund laufenden Fernsehers ein Strategiespiel am Computer Marke Amiga 500 zu vollenden. Irgendwann schaute ich zum TV hinüber, wo bei Sat.1 ein Laufband mit einer Eilmeldung erschien.
In der damals noch überschaubaren Welt (kein Internet!) mit einer handvoll Fernsehsender, zwei großen Militärblöcken und einem "ewigen" Kanzler Kohl war das etwas Besonderes. Da stand nun zu lesen "Neues Reisegesetz: DDR öffnet Grenze zur Bundesrepublik und nach Westberlin ".
Wie sich später herausstellte, war das verfrüht und ein historisches Missverständnis innerhalb der DDR-Führung. Doch jetzt entfaltete die Meldung ihre Sprengkraft. Die Mauer, das war aus unserer Sicht auch so etwas "Ewiges". Geschützt von hochgerüsteten Armeen mit Raketen, die locker den Rhein erreichen konnten.
Ich habe den Rest des Abends damit verbracht, aufgeregt zwischen den Sendern hin und her zu zappen - ohne aufschlussreiche Bilder aus Berlin zu finden. Ins Bett ging ich mit den Worten von Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrich: "Die Tore in der Mauer stehen weit offen". Das stimmte zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht, steigerte aber den Druck an der Grenze.
Die Öffnung der Übergänge ("Wir fluten jetzt") und den historischen Sturm auf die Mauer am Brandenburger Tor sahen wir erst am nächsten Tag. Ungläubig. Wahnsinn!
Die Aufnahmen sorgen bei mir auch heute noch für Gänsehaut und feuchte Augen.
Jan Popp-Sewing, Redaktionsleiter Extra Tipp Krefeld/Kempen