Die Kinder hantierten mit ihren Fackeln herum und wuselten aufgeregt herum. Da sahen wir unglaubliche Bilder: Menschen auf der Berliner Mauer. Ganze Trauben von Menschen. Sie standen auf der Betonwand, andere kletterten noch hoch, ließen sich aufhelfen; wieder andere klopften mit Hammer und Meißel Stücke aus dem Stein.
Gebannt starrten wir auf den Bildschirm. Alle Gespräche erstarben. Niemand bewegte sich fort. Wir schalteten um auf einen deutschen Sender. Die gleichen Bilder. Ein Redebedürfnis brach aus. "Das ist unfassbar", stieß es immer wieder aus uns hervor.
Dann wurden politische Analysen ausgetauscht. Fragen nach der Reaktion der Welt, insbesondere Russlands, diskutiert. Wir sahen uns nicht an dabei. Unsere Blicke blieben starr am Fernsehschirm haften. Die Kinder wurden ungeduldig. Sie wollten jetzt endlich los. Zupften an Hosenbeinen, begannen zu quengeln.
Wir Erwachsenen wollten jetzt nicht weg, nicht durch die Dunkelheit zum Martinszug gehen. Da gab es doch keinen Fernseher. Wir wollten hier bleiben, Nachrichten sehen und hören. Doch den Kindern den Spaß verderben? Unmöglich. So eisten wir uns los, sahen den wunderschönen Martinszug, erfreuten uns an den glänzenden Augen der Kinder, aber in Gedanken waren wir in Berlin - und nur in Berlin.
Wie würde es dort weitergehen?