Die spannende Geschichte des Rathauses

Traar (red.) · Die Historie des Traarer Rathauses wird in „TRAAR – Ein Haus-und Heimatbuch“ von Theodor Giesberts und Bernd Giesbertz beschrieben.

Am 15. Juli 1907 war die Gemeinde Traar selbstständige Bürgermeisterei geworden. Nun galt es, dieser Selbstständigkeit und dem damit verbundenen Bürgerstolz sichtbar Ausdruck zu verleihen. Bereits am 8. Februar 1908 beschließt der Gemeinderat den Bau eines Rathauses. 50.000 Mark werden für den Bau, der auch eine Dienstwohnung enthalten soll, in Aussicht gestellt. Die Suche nach einem geeigneten Baugelände beginnt. Grundstücksfragen und Bauplanungen beschäftigen den Gemeinderat während der Jahre 1908 – 1913. Dann ist es soweit. Am 30. Dezember 1912 beschließt der Rat, im Frühjahr 1914 mit dem Rathausneubau zu beginnen. Zuvor war am 9. Juli 1913 zu einem Kaufpreis von 3000 Mark ein zwei Hektar großes Gelände entlang der Kemmerhofstraße in der Nähe des Schnittpunktes der Wege nach Uerdingen, Krefeld und Moers aus dem Besitz des Landwirts von Holtum angekauft worden. Am 24. März 1914 genehmigt der Rat den von der Kreisbaukommission vorgelegten Entwurf und stellt nunmehr 53.000 Mark bereit. Am 19. Mai 1914 wird dem Bauunternehmer Peter Wegener die Bauausführung übertragen. Am 20. Juli 1914 tritt die Baukommission zusammen, um Einzelheiten einer feierlichen Grundsteinlegung festzulegen. Doch es kommt zu keinem Beschluss. Nur zwei Mitglieder erscheinen und somit ist das Gremium beschlussunfähig. Es ist anzunehmen, dass angesichts der drohenden Kriegsgefahr, die nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers am 28. Juni 1914 in Sarajewo über Europa schwebt, der Gedanke an eine Feier anlässlich der Grundsteinlegung aufgegeben worden ist. Am 1. August . 1914 bricht der 1. Weltkrieg aus. Dieser hat den Bau des Rathauses nicht verhindert. Die Bausubstanz des in den Jahren 1914/1915 errichteten Rathauses ist heute, nach mehr als 70 Jahren, noch so gut erhalten, dass on einer friedensmäßigen Bauausführung gesprochen werden darf. In den Ratssitzungen der Jahre 1914/1915 werden nach und nach anfallende Arbeiten vergeben - ausschließlich an Firmen aus Krefeld bzw. Traar.

Im November 1915 versammelte sich der Gemeinderat am Dienstag, zum ersten Male im blumengeschmückten Sitzungssaal des neuen Rathauses. Vor Beginn der Sitzung fand eine eingehende Besichtigung statt, bei welcher sich die Herren lobend über die Ausführung des neuen Verwaltungsgebäudes aussprachen. Nach entsprechender Begrüßung der Mitglieder eröffnete Beigeordneter Hilden die Sitzung mit einer Ansprache.

Seit dem 1. Oktober 1978 ist das Rathaus Traar Sitz der Bezirksverwaltung. Ebenso ist nach wie vor das Standesamt dort untergebracht, dessen Amtsbereich auf die Ortsteile Verberg, Elfrath und Süd-Vennikel ausgedehnt wurde. Weiterhin beherbergt das Rathaus den Dienstraum des mit zwei Polizisten besetzten Bezirksermittlungsdienstes Traar-Verberg-Elfrath.

Es hat sich als Glück erwiesen, dass sich die Traarer Verantwortlichen in schwerster Stunde 1929 nicht für Moers, sondern für Krefeld entschieden hatten. Als Glück stellte sich auch der Rathausneubau heraus. Er war weder im historischen Stile der Neugotik mit geliehenen Sakralelementen noch im Stile der sich anbahnenden neuen Sachlichkeit als Bürohaus errichtet worden. Die ebenmäßig gestaltete Fassade, die glückliche Anordnung natürlicher Bauelemente und die heute noch wirkende Farbkraft verbinden sich zu einer architektonischen Harmonie. So bezeugt das Traarer Rathaus heute eher den maßvollen Kunstgeschmack aller damals Verantwortlichen als deren Streben nach Schaustellung politischer Selbständigkeit.

(StadtSpiegel)