Krefeld. Robert North ist ein poetischer Erzähler mit den Mitteln des Tanzes. Der Ballettdirektor am Krefelder Stadttheater hat seinem Publikum schon romantische Geschichten über Offenbach, Johann Sebastian Bach oder Romeo und Julia präsentiert.
Diesmal ist der Chefchoreograf einen anderen Weg gegangen. Sein dreiteiliger Abend „Rhapsodie und Rumba“, der am Samstag eine umjubelte Premiere feierte, besteht vornehmlich aus einzelnen Tanznummern. Zusammengehalten werden sie durch die Kraft der Musik, die bei North stets eine große Rolle spielte, nun aber zur bestimmenden Klammer erhoben ist.
Im ersten Teil erklingen herbe amerikanische Blues-Gesänge vom Band. Die Bühne bleibt karg, nur der Hintergrund blinkt zuweilen farbig auf. Platz genug für flotte Tanzauftritte, die die gesungenen Geschichten in Bewegung umsetzen. Dabei dominiert das Lausbubenhafte der amerikanischen Straße.
Der zweite Teil, die eigentliche Uraufführung, ist der Musik Franz Liszts gewidmet. Auf der ansonsten leere Bühne wird ein fahrbarer Flügel positioniert, an dem der Pianist André Parfenov Platz nimmt; erst im weißen Hemd, später im Frack. Die Bühne ist durch einen roten Vorhang begrenzt, der dem Raum die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts verleiht. Die Partien Liszts sind schwierig, und so sieht das Publikum dem Pianisten bewundernd bei Schwerstarbeit an den Tasten zu. Nachher bekommt er verdientermaßen auch den stärksten Applaus.
Die Tänzer setzen die Musik derweil in kleine Geschichten um. Da sind beispielsweise zwei Konzertbesucher zu sehen, die berauscht von der Musik ihre erotische Zuneigung zueinander finden, bis sie sich nach Abklingen der Töne wieder trennen müssen.
Den männlichen Part tanzt Takashi Kondo, der den Liszt-Teil mit einer eigenen Choreograhie eingeleitet hat. Ausgehend von einem GlöckchenThema in Liszts Musik lässt der hoffnungsvolle Nachwuchschoreograf ein Glöckchen zum Leben erwachen. Das kommt durch den Tanz von Yasuko Mogi sehr anschaulich und grazil daher, fein austariert im Takt der Musik. Nicht zuletzt durch das fantasievolle Kostüm von Udo Hesse ein Augenschmaus.
Der dritte Teil entführt die Zuschauer in die Flamenco-Welt Spaniens und hält eine geradezu furiose Schlussnummer des ganzen Ensembles zur eindrucksvollen Beendigung des Abends bereit.
Das Premierenpublikum beklatschte jeden Teil dieses Ballettabends stürmisch, am Ende ertönte im Saal sogar Fußgetrampel. Die Tänzer wirkten glücklich und die beiden Choreografen ebenfalls.