Auf eine Tasse Kaffee ... mit Frank Meyer

Krefeld · In der lockeren Atmosphäre seines Stammcafés sprach der Extra-Tipp mit dem OB-Kandidaten der SPD über persönliche Leidenschaften, seine angepeilte Rathausreform und über die Frage, womit man ihm eine Freude machen kann.

Ruhepause im hektischen Polit-Alltag: In seinem Stammcafé an der Wiedenhofstraße genießt OB-Kandidat Frank Meyer gerne eine Tasse Kaffee mit anregender Lektüre.

Foto: Mülle

Freundlich lächelnd biegt Frank Meyer auf seinem Drahtesel um die Ecke. Die Spitzen seines Sakkos flattern noch im Fahrwind. „In der Stadt nehme ich gerne das Fahrrad“, bindet der Kandidat für das Amt des Krefelder Oberbürgermeisters den Helm ab. Sein Schreibtisch als SPD-Vorsitzender und Leiter des Büros vom Bundestagsabgeordneten Siegmund Ehrmann steht am Südwall; seine Privatwohnung befindet sich an der Nordstraße; und auf der Strecke dazwischen liegt das Rathaus, wo Meyer als Ratsherr und Bürgermeister konkrete Politik gestaltet.

Jetzt aber, am frühen Nachmittag, will Meyer nur eines: in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken. Schließlich liegen Besprechungen hinter ihm und Wahlkampfauftritte vor ihm. Und auch das Treffen mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will noch vorbereitet werden. Da hat der Extra-Tipp geradezu ein schlechtes Gewissen, sich im Café zu dem Vielbeschäftigten zu gesellen. Doch Meyer wirkt offen und einladend. Der Kaffee kommt und man plaudert über die schönen Seiten des Lebens. Musik ist Meyers große Leidenschaft. „Als Schüler haben wir eine Coverband gegründet und spielten die Songs der Beatles“, erzählt der 41-Jährige. Sogar Fan des FC Liverpool ist er geworden, nachdem er in die Heimatstadt des Beatles-Sounds gepilgert war. Heute ist sein Musikgeschmack breiter angelegt, die Chansonsängerin ZAZ verehrt er und um die Band „Coeur de pirate“ zu hören, fährt er sogar eigens zum Konzert nach Brüssel. Da geht dem ansonsten nüchternen Aktenfresser das Herz auf. Selbst seine große Liebe verdankt er der modernen Musik: „Meine Lebensgefährtin habe ich im Krefelder Jazzkeller kennengelernt.“ Mit ihr urlaubt er gern in der Bretagne oder der Normandie. Aber bloß nicht all-inclusiv. „Das ist nicht mein Ding, ich brauche Spontanität und Unabhängigkeit“. So trampte er mit einem Freund kreuz und quer im Auto durch Irland, ohne Plan und Buchungen. Nicht zuletzt angeregt durch das romantisierende „Irische Tagebuch“ von Heinrich Böll. Denn Meyer ist auch leidenschaftlicher Leser. Vor allem der englische Pop-Literat Nick Hornby mit seinen schweifenden Antihelden hat es Meyer angetan. Vielleicht gerade deshalb, weil er selber eher der gegenteilige Typus ist: zielstrebig und verantwortungsbewusst.

Und in dieser Weise will Meyer nach einem Wahlsieg auch die Krefelder Verwaltung umkrempeln: „Wir brauchen weniger Hierarchien und mehr Eigenverantwortung in den Ämtern“, wird der studierte Verwaltungs- und Politikwissenschaftler jetzt politisch, „das spart Kosten und erhöht den Service für die Bürger.“ Auch die Digitalisierung will er vorantreiben: „In der Krefelder Wirtschaft macht man sich doch schon darüber lustig, dass es bei uns an digitalen Anschlüssen mangelt.“

Bei aller Detailkenntnis behält Meyer die große Tradition der Sozialdemokratie im Auge. Schließlich sind seine Eltern treue Gewerkschafter: „Die SPD muss immer wieder neu die Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität definieren.“ Doch dürfe sie dabei nie dogmatisch werden. Beispiel: Krefelder Haushalt. „Wir haben den Haushalt zusammen mit CDU und Grünen verabschiedet“, verweist Meyer auf die Kompromissfähigkeit seiner Ratsfraktion. „Dabei haben wir unsere Handschrift einbringen können, indem wir Schnitte ins soziale Netz und den Kulturbereich vermieden haben.“ Das ist Meyers Politikmodell: die Vereinigung von Kompromissfähigkeit und Prinzipientreue.

Der Kaffee ist inzwischen ausgetrunken, die Pflicht ruft wieder. Bevor sich Meyer auf sein Fahrrad schwingt, noch schnell eine persönliche Frage: Womit kann man eigentlich dem Menschen Frank Meyer eine Freude bereiten? Er legt den Kopf zurück und überlegt: „Mit einem langen Frühstück oder tollen Konzertkarten.“ Winkt und fährt zurück ins Büro. Zur genüsslichen Zeitschriftenlektüre zur Kaffeestunde ist er nun gar nicht gekommen. Sorry.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)