70 Jahre Nettetaler Stadtgeschichte

Nettetal · Fotograf Hans Goertz hat seine Negativsammlung aus 70 Jahren Nettetaler Stadtgeschichte dem Kreisarchiv geschenkt.

Fotograf Hans Goertz (r.) stöbert mit Kreisarchivar Dr. Michael Habersack durch sein Archiv. Die Negative aus den alten Vollformat-Kameras sind auf Trägerplatten aus Glas.

Foto: Kreis Viersen

Hans Goertz aus Breyell ist Berufsfotograf aus Leidenschaft. Sein Fotoatelier an der Josefstraße ist eine Institution in Breyell – es wurde schon 1930 von seinem Vater und seinem Onkel gegründet. Schon während der Bundeswehrzeit arbeitete Goertz als Fotograf, danach als Pressefotograf für die Grenzlandnachrichten und die Westdeutsche Zeitung, 1976 übernahm er das Geschäft seines Vaters. „Ich hätte mir nichts Anderes vorstellen können als Fotograf zu sein“, sagt er noch immer von sich. Sein Negative-Archiv, das bis ins Jahr 1950 zurückreicht, und noch ältere Abzüge hat er jetzt dem Viersener Kreisarchiv übergeben. „Ich wollte mein Archiv in gute Hände geben und bin zum Entschluss gekommen, dass das hier am besten aufgehoben ist.“

So haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kreisarchivar Dr. Michael Habersack 45 Ordner mit Negativen, sieben Kartons mit Abzügen und vier mit Negativ-Glasplatten übernommen. Das Archiv mit 40. bis 45.000 Bildern bildet Nettetaler Ortsgeschichte ab. Goertz hat bei vielen öffentlichen Veranstaltungen, Vereinsfesten, im Karneval und bei Unternehmen fotografiert. Ein schneller Blick in sein Archiv fördert Aufnahmen des Cafés Heidehaus aus den 50er-Jahren genauso hervor wie den tausendsten Trecker, den die Firma Bautz 1955 ausgeliefert hat. Der Karneval in Hinsbeck 1992 findet sich ebenso wie die Singgemeinschaft Nettetal im Jahr 1983, die Schützen von Leutherheide 1958 oder die Primiz von August Peters 1958 in Kaldenkirchen. Der Kreisarchivar freut sich über die Schenkung: „Wir sind das zuständige Archiv des Kreises und acht seiner Städte und Gemeinden, aber wir sammeln auch Unterlagen von Privaten, Vereinen und Unternehmen, die für die Geschichte im Kreis von Bedeutung sind. Da sind professionelle Fotografien sehr willkommen. Ihre Archive sind historische Längsschnitte durch das Berufsleben der Fotografen und thematisch sehr breit angelegt. Dadurch bekommen wir eine gute Dokumentation des gesellschaftlichen Lebens.“ Auch Heimatforscher nutzen die Fotosammlungen sehr gerne für ihre Recherche. Die Fotos als wichtige Zeitzeugnisse dienen häufig auch als Quellen und Belege für Beiträge im Heimatbuch, in denen sie in ihrem Kontext beschrieben werden.

Die Negative der Sammlung Goertz werden nun im Kreisarchiv verzeichnet, damit sie für Forscher auffindbar sind. Die Originale werden erhalten, zusätzlich wird ein Teil der Negative abhängig vom Zustand und der Bedeutung gescannt. Jeder kann im Kreisarchiv übrigens kostenlos recherchieren.