Fipsi ist vor 14 Tagen bei Familie Girndt auf dem Buschmannshof eingezogen. Ein Kumpel von Sohn Jan hatte das Eichhörnchenjunge vor seinem Hund gerettet, aber die Versuche, die Mutter ausfindig zu machen, scheiterten. "Wir setzten Fipsi unter die Bäume und warteten in sicherer Entfernung, aber keines der Eichhörnchen oben reagierte auf ihn, obwohl er ständig fiepte. Nach einiger Zeit kam er zu uns gehopst und klammerte sich an mich", erzählt Jan. Die Geschichten von jungen verwaisten Eichhörnchen, die sich hilfesuchend an Menschen wenden, stimmen also.
Und Jan kann helfen. Seine Familie lebt seit 36 Jahren auf dem Buschmannshof in Vluynbusch. Die Großeltern hatten dort lange Zeit Schafe gehalten, jetzt lebt dort u.a. eine Ziegenherde, aus deren Milch Mutter Sonja köstlichen Naturziegenkäse produziert, den man in "Zur lachenden Ziege" erwerben kann.
Frische Ziegenmilch - das schmeckt Fipsi und bekommt ihm richtig gut. Alle vier Stunden geben Sonja oder ihr Mann ihm das Fläschchen mit der nährstoffreichen Milch - auch nachts: "Das ist schon hart, besonders da ja jeden Morgen die Ziegen um 6 Uhr das erste Mal gemolken werden müssen. Aber es ist auch eine wundervolle Aufgabe dieses kleine Wesen beim Aufwachsen zu begleiten." Anfangs sei das Eichhörnchenjunge noch sehr ruhig gewesen, "fressen und schlafen", fasst Sonja die ersten Tage zusammen, inzwischen geht Fipsi aber wortwörtlich die Wände hoch: "Raufasertapete eignet sich wohl hervorragend für erste Kletterversuche."
Ihr Eichhörnchenwissen hat sich die Familie im Internet angelesen, zudem hilft der Mutter ihre Erfahrung aus ihrer fünfjährigen Tätigkeit beim Tierarzt. Erste Maßnahme fürs neue Zuhause war daher der Bau eines Kobels: ein Jutebeutel mit Wärmflasche und Kissen. Auch das Stimulieren des Urins gehört zu den Aufgaben einer Eichhörnchenpflegefamilie, denn in den ersten Tagen erledigt das die richtige Mutter vor und nach dem Milchgeben. Inzwischen macht Fipsi aber selbstständig - überall, ein Eichhörnchenklo gebe es nicht, sagt Jan: "Aber das ist halt so, er soll ja auch natürlich aufwachsen." Er? Da sind sich Mutter und Sohn noch nicht ganz einig. "Das erkennt man am Abstand zwischen Geschlechtsteil und After. Ich bin mir da noch nicht ganz sicher, aber mein Sohn ist überzeugt, dass es ein Junge sei", so Sonja
Erstaunt sind beide, dass Fipsi ohne ihr Zutun von jetzt auf gleich Dinge wie Nüsschen knacken und Klettern beherrscht. Gerade das Klettern stellt die Familie vor neuen Herausforderungen. "Wenn wir jetzt mit ihm nach draußen gehen, müssen wir seit zwei Tagen aufpassen, dass er nicht auf den nächsten Baum springt", berichtet die Mutter. Und das ist nicht immer einfach, denn das Eichhörnchen ist wieselflink. Gerad sitzt es noch bei Jan auf dem Kopf, um im nächsten Moment zu Sonja auf die Schulter zu springen. Laute Geräusche machen ihm Angst, dann kuschelt er sich bei einem der beiden in die Hand oder findet unter dem T-Shirt Geborgenheit.
Bis zur Auswilderung ist also höchste Vorsicht geboten. Ja, die Auswilderung muss natürlich das Ziel sein. "Alles andere wäre egoistisch", sagt Sonja Girndt, nicht ohne Wehmut, "Fipsi ist zwar menschenbezogen, aber er bleibt ein Wildtier und hat ein Recht auf ein entsprechendes Leben - auch wenn es uns schwer fallen wird, ihn gehen zu lassen." Noch hätte das kleine Eichhörnchen keine Chance in freier Wildbahn zu überleben, erst in der 12. Woche und dann mit einem anderen Eichhörnchen an seiner Seite solle die Auswilderung geschehen. Aus diesem Grund haben die Girndts jetzt Kontakt zu einem Eichhörnchenhotel und einer Wildtierauffangstation aufgenommen. Aber auch andere, an einer gemeinsamen Auswilderung interessierten Eichhörnchen können sich gerne auf dem Buschmannshof melden ;-)