Es hat sich also in den letzten Jahrzehnten einiges getan, auch wenn es teilweise ein schleppender und mühsam erkämpfter Weg war. Dennoch gibt es immer noch Gehaltsunterschiede bei Männern und Frauen, was sich vor allem im Rentenalter bemerkbar macht.
Auch im Kreis Wesel wird das Thema Altersarmut immer mehr zum Problem. In den letzten zehn Jahren nahm die Zahl der bedürftigen Alten, die zusätzlich zu ihrer Rente Hartz4 beziehen mussten, um 39 % zu. Bedenkt man nun noch, dass Frauen ein Viertel weniger Rente als Männer erhalten, wird deutlich, dass es sich um ein größtenteils weibliches Problem handelt.
Natürlich kann man warten und hoffen, dass der Staat eine Grundsicherung für das Alter einführt – sinnvoller ist es jedoch, sich die Gründe diese Entwicklung anzusehen und etwas dagegen zu tun. Hier ist jede einzelne Frau gefragt, kluge Entscheidungen zu treffen und sich mit diesen Umständen nicht abzufinden.
Der Grund ist schnell gefunden
Der Grund für die zunehmende Altersarmut von Frauen ist schnell gefunden: Sie verdienen weniger und zahlen dadurch auch weniger in die Rentenkasse ein. Für die private Vorsorge ist meist auch nicht genug Geld da, denn nur 10 % der 30- bis 50-jährigen Frauen haben netto mehr als 2000 Euro zur Verfügung. Bei den Männern sind es 42 %. Diesen Unterschied deckte eine Studie des Familienministeriums auf. Frauen verhandeln weniger hart, wenn es um das Gehalt geht; zudem sind viele typische Frauenberufe immer noch schlechter bezahlt.
Der große Unterschied beginnt meist an dem Punkt, wenn ein Kind zur Welt kommt. Im Durchschnitt ist eine Frau dann 35 Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es statistisch keinen Unterschied zwischen den Rentenansprüchen. Im Alter zwischen 36 und 45 Jahren liegen Männer bei der zu erwartenden Rente 15 % vorn und vergrößern ihren Vorsprung bis zum Alter von 55 Jahren auf 27 %.
Was also können Frauen tun, um sich vor der Altersarmut zu schützen?
So entgehen Frauen der Rentenfalle
Jede Frau sollte sich so früh wie möglich mit den Themen Geld, Geldanlage und Vorsorge beschäftigen. Vor allem sollte sie sich nicht darauf verlassen, dass der Partner sie finanziell absichert. Dauerhafte Beziehungen bis ins Alter hinein werden immer seltener, und nach einer Trennung stehen beide Partner ganz allein da – die Frauen meist mit einem wesentlichen finanziellen Nachteil. Hier sind also unsere Tipps:
1. Mädchen sollen sich alle Berufe zutrauen. Dieses und jenes kann man nicht machen, weil man ein Mädchen ist – dieses Denken sollte aus den Köpfen aller Eltern und Lehrer ausgemerzt werden, damit kein Kind mehr damit konfrontiert wird. Im Rahmen seiner Fähigkeiten kann jedes Kind werden, was immer es will, und es sollte gefördert werden, seinen Talenten und Neigungen zu folgen.
2. Kinder sollten frühzeitig den Umgang mit Geld lernen. Geld sollte in einer Familie kein Tabuthema sein. Durch die Auszahlung von Taschengeld und die Anleitung zur Geldanlage können erste Sparerfolge verbucht werden, die für später inspirieren. Auch Väter können ihre Töchter unterstützen, indem sie ihnen erklären, wie man etwa erfolgreich um ein höheres Gehalt verhandelt. Man sollte jedoch auch lernen, dass man nach Möglichkeit nicht auf Pump lebt, sondern für Anschaffungen auch sparen kann. Das ist zwar gerade nicht in Mode, aber eine nützliche Lektion.
3. Frauen sollen immer ein eigenes Konto haben. Auch in einer Beziehung braucht eine Frau ein eigenes Konto, auf das nur sie allein Zugriff hat.
4. Kommt ein Kind zur Welt, sollte eine Ausgleichszahlung vom Partner erfolgen. Mit der Elternzeit ist es nicht getan. Ein Kind zu betreuen ist für Jahre hinderlich für die Berufstätigkeit und bringt die Karriere ins Stocken. Entscheidet man sich gemeinsam für den Nachwuchs, ist es nur gerecht, wenn der betreuende Partner (das kann durchaus auch der Mann sein) vom anderen Elternteil eine Einzahlung in die private Rente bekommt.
5. Kredite sollten nur nach gründlicher Planung abgeschlossen werden. Heutzutage sind Kredite sehr günstig und blitzschnell ausgezahlt. Dennoch sollte man sich immer überlegen, ob man das geliehene Geld wirklich braucht. Immerhin verpflichtet man sich für Jahre, einen bestimmten monatlichen Betrag auszugeben. Sehr sinnvoll kann es hingegen sein, in Zeiten niedriger Zinsen alte Kredite umzuschulden.
6. Frauen sollten sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen. Will eine Frau die Rentenlücke schließen und beginnt im Alter von 30 Jahren dafür zu sparen, muss sie rund 50 Euro monatlich anlegen. Beginnt sie erst mit 50, sind es schon knapp 150 Euro. Das gilt jedoch nur bei Anlageprodukten, die eine Rendite von 3 % bringen, was in der heutigen Zeit nur noch schwer zu erreichen ist. Tagesgeldkonten, Sparbücher und andere, klassische Sparprodukte bringen heute nicht einmal so viel ein, dass die Inflation ausgeglichen werden kann. Nicht angelegtes Geld wird also ganz von selbst weniger. Aus diesem Grund sind ETFs auch bei Frauen voll im Trend. Es handelt sich um Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds. Sie sind günstig, bringen gute Renditen und das Risiko lässt sich breit streuen. Frauen sollten sich mit dieser und anderen Formen der Geldanlage beschäftigen. Bei ETFs kann man schon mit kleinen Beträgen von 25 oder 50 Euro im Monat mit der Anlage beginnen.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, diese Weisheit lässt sich problemlos auf das Rentenalter übertragen. Man kann ruhig schon mit 30 Jahren beginnen, sich darum Gedanken zu machen und das Alter in seine Lebensentscheidungen mit einbeziehen. Auf diese Weise entgeht man der Rentenfalle und muss im Alter nicht am Hungertuch nagen.