In Düsseldorf vor zwei Wochen wurde die "überregionale Frage" gestellt: "Muss man an Pfingsten nach Moers?" Am heutigen Freitag gab's die lokale Version: "Kann man an Pfingsten in Moers bleiben?" Antwort in beiden Fällen: Aber ja!
"moersify" — die Innenstadt wird moersifiziert. Das "Virus" ist eine der vielen Ideen, mit denen Tim Isfort und sein Team eben anstecken, das Festival für die Moerser öffnen und attraktiv machen wollen. Das geht mit dem Außengelände an der Festivalhalle los und hört in der Stadtmitte nicht auf: Der Park dazwischen wird wieder zum Bindeglied — damit die fünfzehnminütige Strecke von der City zur Halle nicht zum "Gewaltmarsch" werden muss.
Außengelände und Händlermarkt werden zum Festivaldorf inklusive Dorfplatz und Außenbühne. Rüdiger Eichholtz und viele weitere Künstler, Jugendgruppen und Geflüchtete, Futterbuden und andere Stände besorgen die Atmosphäre, mehr als ein Dutzend Bands aus der Region spielen die Musik dazu. Für Kinder gibt's betreute Spielplätze, und — ehrlich wahr! — wer mit dem Pferd kommt, bekommt zwei Bier gratis (Heu und Pflöcke zum Anbinden gibt's auch).
Im Park gibt's bei den Maulwurfshügeln ein "Mini-Woodstock"; Liedermacher aus der ganzen Republik treffen sich zum Massaker. Nachts können Besucher vom ENNI-Piano-Mobil überrascht werden. "Nepix Kull" wird zum Festival im Festival mit Lagerfeuerkonzerten und Open-Air-Party — natürlich nur bis 22 Uhr.
In der Innenstadt wird's gigantisch: Aus Australien kommen die Riesenmarionetten "snuff puppets", begleitet von "Les jeunes talents" aus dem Kongo. Die Puppenspieler haben noch Kostüme über; wer also immer mal als Riesenmarionette durch Moers stapfen wollte, kann sich gerne im Festivalbüro melden, wie überhaupt noch viele Freiwillige gesucht werden für das riesige Moers-Programm, von Teppich-, Kuchen- oder Eintopfspendern über Kartenabreißer bis zu Fahrern und Aufbauhelfern.
Und Sponsoren natürlich auch. "Wer soll das denn alles bezahlen", war die nicht ganz unberechtigte Frage angesichts der vielen Projekte in und für Moers. Geschäftsführer Claus Arndt wacht "wie ein Terrier" (Isfort) über die knapp über 700.000 Euro Etat, da bleiben also nur Einsparungen woanders (bei teurer Lichttechnik z.B.) — und auch die Künstler müssen sich anstecken lassen vom Moers-Virus. Bei den meisten ist es schon passiert: Sie geben neben ihren Auftritten in der Festivalhalle noch Gratis-Konzerte in Buchhandlungen, Friseursalons oder Burgerläden überall in der City — das ist die neue Reihe "moersify!" Die "morning sessions" heißen jetzt "moers sessions" und haben sich verdoppelt, in "discussions" treffen Musiker zur musikalischen wie verbalen Unterhaltung zusammen.
Vom Programm in den "Big Playern" — dem Festivalzentrum in der Röhre, Bollwerk, Schlosstheater, evangelische Stadt- und katholische Kirche St. Josef und, und, und — haben wir jetzt noch gar nicht geredet. Demnächst mehr — es gibt noch viel zu tun, aber es gibt viel vom 1. bis 5. Juni — auf jeden Fall mehr Moers!