Impfzentrum Duisburg Lob nach innen, Kritik nach draußen

Duisburg · Die Abläufe im Duisburger Impfzentrum sind eingespielt; jetzt durfte sich auch die Presse ein Bild machen. Oberbürgermeister Sören Link erteilte bei der Gelegenheit viel Lob an die Organisatoren und Helfer vor Ort, übte aber auch schwere Kritik an Land, Bund und EU: „Wir könnten viel mehr – es fehlt der Impfstoff!“

Gesundheitsamtsleiter Lugwig Hoeren wird von  Hendik Magnusson, dem Ärztlichden Leiter der Feuerwehr Duisburg, geimpft.

Foto: Foto Uwe Köppen, Stadt Duisburg/Uwe Köppen

Duisburgs Feuerwehrchef Oliver Tittmann leitet im Theater am Marientor einen mittelständischen Betrieb: 720 Mitarbeiter sind mittlerweile im Duisburger Impfzentrum im Einsatz, von den freundlichen Einweisern bis zu den impfenden Ärzten. Zum Beispiel Kerstin Späh, eine von 28 Flugbegleiterinnen, die hier im Einsatz und vermutlich hauptverantwortlich für die vielen positiven Rückmeldungen sind. „Ich arbeite im Ruhebereich“, erklärt sie: Im schönen Theatersaal weist sie den frisch Geimpften einen schönen Platz zu und hat ein Auge darauf, wenn sich Impfreaktionen zeigen. „Als Stewardessen sind wir Erste Hilfe ja gewohnt.“ Nachsorge sei aber eher selten nötig, sagt Hendrik Magnusson, ärztlicher Leiter des Impfzentrums; allenfalls werden Leute, die Angst vorm Nadelstich haben, im Liegen statt im Sitzen geimpft. Im Ruhebereich bleiben viele trotzdem länger als die anvisierte halbe Stunde – weil da ein Imagefilm mit Drohnenaufnahmen von Duisburg und Szenen aus TaM-Musicals läuft …

Seit dem 27. Dezember sind mobile Impfteams in Duisburger Alten- und Pflegeheimen unterwegs; die dortigen Erst- und auch Zweitimpfungen sind laut Stadt bis auf wenige Fälle abgeschlossen. Seit dem 8. Februar wird auch im Impfzentrum TaM geimpft, genau einen Monat später sind dort 46.240 Impfungen durchgeführt worden, davon 30.682 Erstimpfungen mit Biontech und Astrazeneca sowie 15.558 Zweitimpfungen, die bisher nur mit Biontech.

Flugbegleiterin Kerstin Späh hilft im Impfzentrum

Foto: tw

„Wir haben noch Kapazitäten frei“, sagt Krisenstabsleiter Andree Haack – mittlerweile ist das Impfzentrum zwar von 8 bis 20 Uhr geöffnet, aber nur acht der insgesamt 18 Impfstraßen werden genutzt bzw. benötigt. „Wir könnten hier 2.500 Impfungen am Tag vornehmen“, sagt Tittmann, dazu kämen 1.000 weitere täglich mögliche Impfungen durch die mobilen Teams – ganz zu schweigen von den Arztpraxen. Die Zahl der dort täglich möglichen Impfungen kann die Stadt nicht abschätzen. Ab nächster Woche wird auch der dritte Impfstoff Moderna verimpft – ganze 77 Dosen sind zugesagt … „Wir warten auf Impfstoff“, sagt Tittmann; „nicht die Priorisierung ist das Problem, sondern der mangelnde Impfstoff“, sagt auch Haack.

Bei Patrycya Alagöz, die in Hochheide in einer Apotheke arbeitet, hat die Impfung reibungslos geklappt.

Foto: tw

„Wir haben hier im TaM unter Beweis gestellt: Wenn’s drauf ankommt, sind wir da“, sagt Oberbürgermeister Sören Link. Von mangelnder Impfwilligkeit könne keine Rede sein, auch die anfängliche Skepsis gegenüber Astrazeneca habe sich gelegt. Aber in Düsseldorf, Berlin und Brüssel müsste mehr Druck gemacht werden. Umgekehrt ist Link „kernfrustriert“ von Berliner Verantwortlichen (er meinte wohl Gesundheitsminister Jens Spahn), die sich in der Tagesschau hinstellen und Schnelltests für alle versprechen, bevor die Kommunen diese Tests erhalten hätten und sich vorbereiten konnten. „Da wird die Arbeit, die wir hier leisten, null wertgeschätzt.“

Nach der Impfung geht es in den Zuschauerraum des Theaters am Marientor

Foto: Foto Uwe Köppen, Stadt Duisburg/Uwe Köppen

Gesundheitsamtsleiter Ludwig Hoeren jedenfalls hat die extra zum Fototermin angesetzte Impfung gut überstanden, weiß aber auch, das er als Geimpfter noch länger zu einer Minderheit gehört. Auch angesichts der Mutationen warnt er: „Wir sind noch nicht übern Berg.“ Auch im Hinblick auf mögliche Öffnungen sieht er für die nächsten sechs bis acht Wochen die Situation noch kritisch. Link teilt die Bedenken, verspricht in Sachen Schnelltests aber auch: „Wir kriegen das hin.“