(Fast) die ganze Geschichte vom Brückenschlag zum Park auf der Mercatorinsel Ein Treppenwitz mit rostigem Bart

Ruhrort · Knapp zehn Jahre nach der Grundsteinlegung und neun Jahre nach dem einzigen Einsatz ist die „Haniel-Treppe“ vom Park auf der Mercatorinsel zur Friedrich-Ebert-Brücke freigegeben und begehbar.

Seit letztem Freitag ist die Absperrung zwischen Aussichtsplattform und Treppe entfernt.

Foto: tw

Nach all den Jahren hatte die Kommunikationsabteilung wohl keine Geduld mehr. „Der Treppenturm Mercatorinsel in Duisburg-Ruhrort ist nun offiziell begehbar. Die Gerüste sind abgebaut und die Treppe für die Bürgerinnen und Bürger freigegeben“, schrieb Stadtsprecher Peter Hilbrands vergangene Woche am Dienstagnachmittag. Da konnte von „begehbar“ freilich noch keine Rede sein, und eingerüstet war die Treppe auch noch. Erst letzten Freitag entfernten die Wirtschaftsbetriebe die Durchgangssperre zwischen Aussichtsplattform und Treppe.

Der Spott in den sozialen Medien war aber auch ohne die Kommunikationspanne gewiss; zusammengefasst: „Was, bitteschön, hat daran so lange gedauert?“ Nur ein einziges Mal, zur Eröffnung des „Hafens der Kulturhauptstadt“ 2010, war die Benutzung der Treppe bisher erlaubt.

Ursprünglich war der Brückenschlag Teil einer landschaftsplanerischen Gesamtgestaltung der Mercatorinsel inklusive zweitem Zugang über eine Brücke vom Platz vor der Schifferbörse. Haniel hatte zugesagt, die Baukosten der Treppe zu spenden. Als abzusehen war, dass die Treppe zu den „Local-Heroes“-Wochen in Ruhrort nicht fertig werden könnte, übernahm Haniel – in enger Abstimmung mit der Stadt – die Bauleitung. Und bezahlte die kompletten Baukosten, „eine großzügige halbe Million“, so Haniel-Direktorin Jutta Stolle.

Die Baukosten erklärten sich u. a. aus den Gründungsschwierigkeiten auf dem Gelände, die z. B. mit bis zu 17 Meter tiefen Bohrpfählen unter den drei Stahlbetonsockeln gelöst wurden. Wegen der beengten Platzverhältnisse wurde die Treppe selbst übrigens „verkehrt herum“, nämlich von oben nach unten gebaut. Sie wurde jedenfalls rechtzeitig fertig, Zehntausende pilgerten über ihre Stufen zum „Global Rheingold“ von „La fura dels baus“. Danach war sie gesperrt.

Für die landschaftsplanerische Gestaltung der Mercatorinsel fehlte der Stadt das Geld; das Gelände galt als nicht verkehrssicher. Entnervt übergab Haniel die Treppe in städtische Verantwortung.

Anfang 2017 kam dann Bewegung in die Sache: Duisport bekam auf dem oberen, aufgeschütteten Teil der Mercatorinsel („Halle 2“) wieder Baurecht, dafür durfte die Stadt auf der nördlichen, nicht bebaubaren Spitze einen Park anlegen.

Der wurde 2018 fertig, wobei es auch dafür Spott gibt: „Wo ist denn da ein Park?“ Sagen wir’s so: Mit der Rost-Optik der Treppenverkleidung und Lüpertz’ schrundigem Schädel bewahrt die Park-Brache noch so etwas wie eine Ahnung von der einstigen Erzinsel. Ein oder zwei schattige Plätzchen wären allerdings tatsächlich ganz nett.

Jedenfalls war der Zugang zum Gelände sicher, wären da nicht die angeblichen Baumängel, die die Stadt – von Anfang an in Planung und Bauausführung eingebunden – beim Blick ins Maul des geschenkten Gauls ausgemacht haben wollte. Zu deren Behebung sich aber erstmal kein Ingenieurbüro und keine Arbeitskräfte finden ließen. Im April 2018 begann dann die Einrüstung. Nach Auskunft der Wirtschaftsbetriebe wurde am Korrosionsschutz und bei den Verbindungen zwischen den Stahlelementen nachgearbeitet sowie ein Blitzschutz mit Erdung angebracht. Fertig.

Leider immer noch nicht: Es gibt nach wie vor keinen barrierefreien Zugang zum Park. Das erlebte zum Beispiel Leser Holger Lambrecht, der mit einem befreundeten Lüpertz-Fan das „Echo des Poseidon“ mal aus der Nähe betrachten wollte. Doch der Freund, extra aus Wittmund angereist, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Für den Pkw war im Wendehammer der Straße „Speditionsinsel“ Schluss. „Die Schotterpiste bzw. den gefährlichen und gesperrten Fahrweg am Leinpfad entlang konnte ich meinem Freund wegen seiner Behinderung nicht zumuten“, schreibt Lambrecht. Als Lambrecht den Park besuchen wollte, war die Treppe noch nicht freigegeben; einem Rollstuhlfahrer nutzt sie aber auch jetzt nichts. Tatsächlich war Barrierefreiheit Teil der Ausschreibung, und die Architekten haben auch so geplant und gebaut, dass im mittleren Pfeiler ein Fahrstuhl eingebaut werden kann. Im Kulturhauptstadtjahr reichte die Zeit nicht; die Nachrüstung wurde im Treppenhickhack dann wohl vergessen.

Was den Zugang zum Gelände von Duisport-Seite aus angeht, gibt es nichts Neues. Letzter Stand war, dass die Hafengesellschaft mit der Bezirksregierung Gespräche zur Förderung der Promenade, eines zweiten Steigers für die Flusskreuzfahrtschiffe (im „Knick“ Hafenmund/Vinckekanal) und der Fußgängerbrücke über den Vinckekanal zur Mercatorinsel geführt habe und mit einer Förderzusage in diesem Jahr rechne.