Situation in den Kitas ist angespannt Betreuungsangebot nutzen oder nicht?

Niederrhein. · Anders als im ersten Lockdown können dieses Mal die Eltern selbst entscheiden, ob sie das Betreuungsangebot der Kitas in Anspruch nehmen. Die Definition der eigenen Not fällt dabei mitunter sehr unterschiedlich aus. Das Personal vor Ort sieht sich einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Die Kitas haben momentan im Notbetrieb geöffnet. Der Betreuungsumfang wurde jeweils um 10 Stunden reduziert.

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Eine Tageszeitung berichtete diese Woche, dass viele Eltern in Kamp-Lintfort ihre Kinder in die Kitas schicken würden. Von einer Auslastung bis zu 50% war hier die Rede - trotz des Appells aus der Politik, die Kinder zu Hause zu lassen. Wir haben mal bei den anderen Städten nachgefragt, wie es da so aussieht: Laut Pressestelle der Stadt Duisburg kamen diesen Donnerstag 1.895 Kinder in die 80 städtischen Kitas, das sind 22,95 % der regulär zu betreuenden Kinder, eine Woche vorher waren es noch 16,11%. Die drei städtischen Kitas aus Neukirchen-Vluyn können Zahlen für diesen Mittwoch vorlegen: Hier sind 88 von 269 Kindern betreut worden. Rheinberg vermeldet am Freitag eine Inanspruchnahme von ca. 30 %. In den 45 Kitas in Moers reichen die Zahlen dieser Woche von 11 bis 83 %, wobei das die absoluten Ausreißer sind. Die meisten Einrichtungen betreuen zwischen 38 und 60 % ihrer Kinder. Der Durchschnitt liege bei 42 %, kann Vera Breuer, Leiterin des Moerser Jugendamtes, am Freitag mitteilen, als sie die Wochenzahlen von 39 der Kitas vorliegen hat.

Auch wenn die Zahlen stark variieren, wird aus allen Städten vermeldet: Tendenz steigend. Für die kommende Woche ist wieder mehr Betreuungsbedarf von Seiten der Eltern angemeldet worden.

„Klare Kriterien“, wann man die Betreuung in Anspruch nehmen dürfe, hätte sich Vera Breuer von der Politik gewünscht. Außerdem hätte man die Situation besser steuern können, wenn man die Januar-Beiträge nicht für alle Eltern erlassen hätte, sondern nur für diejenigen, die auf das Betreuungsangebot auch verzichten. Pauschal gegen alle Eltern zu schießen, halte sie aber für unangebracht: „Viele stoßen gerade einfach an ihre Grenzen: Geschwisterkinder im Homeschooling, Druck vom Arbeitgeber und die Ungewissheit, wie es wann weitergeht.“

Die Leiterin des Moerser Jugendamtes steht im ständigen Austausch mit dem Kita-Personal und weiß, dass die Situation für Erzieher*innen gerade „hoch angespannt“ ist: „Sie sind ganz nah dran am Infektionsgeschehen. Auch weil Kinder oft asymptotisch sind. Dabei gilt die Sorge nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch der Gesundheit der Familie, der anderen Kinder und deren Familien.“ Während beinahe überall die AHA-Regeln konsequent umgesetzt werden können, ist dies bei der Arbeit mit Kindern nicht ohne Weiteres möglich. Abstand halten würden Kinder zum Beispiel als Zurückweisung empfinden, schließlich könne man von einem 3-Jährigen nicht verlangen, zu verstehen, dass das wegen Corona jetzt so sein müsse. Außerdem gebe es natürlich Aufgaben wie z.B das Windelnwechseln, wo unmittelbarer Kontakt unvermeidbar ist. Was Masken angeht, sei jeder Kita-Mitarbeitende in Moers mit 20 FFP2-Modellen vom Ministerium versorgt worden. Eine Maskenpflicht bestehe für das Personal jedoch nur auf den Fluren. Innerhalb der Gruppen könnten die Erzieher*innen selbst entscheiden, ob sie einen Mund-Nasenschutz tragen wollen, da es für Kinder wichtig sei, Gesichter komplett zu sehen: „Viele Erzieher*innen tragen mittlerweile aber auch im Umgang mit den Kindern ihre Masken. Und diese haben sich an den Anblick ja inzwischen auch gewöhnt.“

Lüften sei natürlich nach wie vor das Gebot der Stunde. Zudem werden täglich Listen geführt, welche Kinder und Mitarbeitenden in welchen Gruppen waren und mit wem sie Kontakt hatten. Inzwischen ist es auch Aufgabe der Kita-Leitung, die Eltern über eine Quarantäne zu informieren. Im Frühjahr wurde dies noch vom Kreis Wesel übernommen.

Dass Erzieher*innen beim Impfen der Priorität 3 zugeteilt wurden, stößt bei der Leiterin des Jugendamtes auf großes Unverständnis: „Bei dem momentanen Impftempo wird es wohl noch Monate dauern. Es wäre nur fair gewesen, das Kita-Personal - bei allem, was man ihm zumutet - der Gruppe 2 zuzuordnen.“