Moers Barfußpfad mit Sehbehinderung erleben

Moers · Kürzlich machten sich acht Blinde und Sehbehinderte und zwei sehende Spaßwillige auf um Natur pur unter den Füßen im Barfußpfad im Jungbornpark zu spüren.

Den Barfußpfad mit Sehbehinderung erleben.

Foto: Repelen aktiv e.V.

Organisiert wurde das Event von Simon Janatzek in der Facebookgruppe „Ich will Spaß - Events mit Blinden, Sehbehinderten und allen die sich trauen“, der einen ausführlichen Bericht verfasst hat: „70 der 100 Zehen trafen sich um 10:40 Uhr in Duisburg am Hauptbahnhof auf dem Leitstreifen am Hauptausgang. Unsere Treffpunkte geben wir immer möglichst präzise an, damit diese auch eindeutig für alle auffindbar sind. 10 Zehen haben es nicht zum Treffpunkt geschafft, aber den benötigten Linienbus trotzdem erreicht. Die noch fehlenden 20 Zehen sind mit dem Auto angereist.

Fast vollständig ist die Gruppe über den, mit einem Leitweg ausgestatteten, Duisburger Bahnhofsvorplatz über eine mit Akustik und haptischen Sensoren ausgestattete Ampel geschlendert und hat die Bushaltestelle gefunden: „Unsere 124 Prozent Gruppensehrest haben mehr als ausgereicht, um den richtigen Bus zu erkennen.

An der Haltestelle Im Meerfeld haben wir den Bus verlassen und ich habe die Gruppe mit meiner Handynavigation versucht auf den rechten Weg zu führen. Die ersten 50 Meter sind hierbei blind immer am schwierigsten, da erstmal die grobe Richtung ermittelt werden muss. Als die Gruppe etwas hin- und hergelaufen ist, entschieden wir uns einfach für einen Weg, das Handy übernahm den Rest. Der Eingang des Jungbornparks war nach ca. 700 Metern erreicht. Julian und Kirsten erwarteten uns bereits und wiesen uns den Weg zum Drehkreuz im Eingangsbereich. Da der Automat zur Entgegennahme unserer 3 Euro pro Person an diesem Tag außer Betrieb war, haben wir dem Verein Repelen Aktiv e.V: den Eintritt nach unserem Besuch des Barfußpfades überwiesen.

In angenehm ruhiger Umgebung und auf angenehm weichen Gras empfing uns der Barfußpfad. Direkt neben dem Eingangsbereich befindet sich eine Bank und ein großes hölzernes Schuhregal, in dem die meisten von uns ihre Schuhe ließen. Als alle 100 Zehen sich ihre Freiheit erobert hatten, konnte unser Rundgang losgehen. Der gefühlt 80 bis 100 Zentimeter breite Barfußpfad ist sowohl optisch als auch tastbar sehr gut von den angrenzenden Flächen unterscheidbar. Markus wollte es genau wissen und legte einige Meter auf dem Pfad auf allen Vieren zurück.

Neben Untergründen wie Gummimatten und verschieden angeordneten und aufgestellten Baumstämmen fanden wir natürlich auch Sand, verschiedene Kiesgrößen und Kieselsteinbereiche sowie verschiedene Plattenabschnitte. Unser Highlight war sicherlich das große Wasserbecken, welches mit großen Steinen auf uns wartete. Rutschfeste gummierte Stufen und ein nahezu durchgängiges sehr stabiles Geländer machte es allen aus unserer Gruppe möglich, dieses Becken mehrfach zu besuchen.

Wem dieses noch nicht verschiedenartig genug war, der oder die konnte sich in einem ebenfalls hervorragend angelegten Lehmbecken die Füße sowohl abkühlen als auch das ganz besondere Gefühl erleben. Einerseits weich, aber auch feinporig kam der Lehm daher.

An einer Stelle fanden wir etwa auf Kopfhöhe ein großes Loch in einem Holzstamm. Hier steckten wir nicht die Füße, sondern wie soll es anders sein, die Köpfe hinein und es wurden gar sonderbare Laute hörbar. Wir sind uns bis heute nicht wirklich sicher ob jemand aus dem Holzwerk geantwortet hat, aber Spaß hatten wir alle mal sehr viel mit diesem Klangwerkzeug.

Unser Rundgang hat etwa zwei Stunden gedauert. Ich gebe es zu: Wir haben einige Zeit in dem Wasserbecken verbracht, unsere Füße an dem heißen Tag gekühlt und uns im Schatten ausgeruht.

Was uns allen sehr zugesagt hat, war der wirklich schön angelegte Pfad, die Sauberkeit und die Liebe zum Detail, mit der der Pfad angelegt wurde. Dieser Pfad ist auch für uns Blinde und Sehbehinderte hervorragend nutzbar. Ein großer Dank geht an den Verein Repelen aktiv e.V., welcher diesen Park ermöglicht hat und auch so toll in Stand hält.

Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Alles hat hervorragend geklappt und die Gruppe konnte einen spaßigen und einzigartigen Tag erleben. Und auch dieses Erlebnis wäre für viele von uns alleine - mit 0 bis wenige Prozent Sehkraft - möglich, aber eher beschwerlich gewesen. Als Gruppe war es jedoch für alle entspannt möglich. Und genau darum geht es in der Gruppe ‚Ich will Spaß - Events mit Blinden, Sehbehinderten und allen die sich trauen.’“