Affentropenhaus im Krefelder Zoo ausgebrannt Der Brand und die Folgen

Krefeld/Duisburg · „Die Anteilnahme und Unterstützung der Bevölkerung überwältigt uns“, sagt Petra Schwinn, Sprecherin des Krefelder Zoos. Nach dem verheerenden Brand des Affentropenhauses in der Silvesternacht, bei dem mehrere Menschenaffen und andere Tiere ums Leben kamen, melden sich immer mehr hilfsbereite Spender. Mit Kerzen drückten bereits Hunderte Bürger ihre Betroffenheit aus. Die Verursacher des Brandes stellten sich freiwillig.

Betroffenheit: Mehrere Hundert Menschen versammelten sich zu unterschiedlichen Zeiten am Zoo, um ihre Trauer auszudrücken. Das europaweit bekannte Affenhaus bedeutete ein Stück Krefelder Identität. Inzwischen ist der Tierpark wieder für Besucher geöffnet. Die internationale Presse jedoch muss draußen bleiben. Die Mitarbeiter des Zoos sind zu erschüttert, um Interviews zu geben.

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Drei Frauen im Alter von 30 bis 60 Jahren, eine Mutter und ihre beiden Töchter, sind für den verheerenden Brand im Krefelder Zoo verantwortlich. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. „Die Verursacher haben sich selbst bei uns gemeldet“, erklärt Gerd Hoppmann, Leiter der Ermittlungskommission. „Das war hoch anständig und hat meinen Respekt.“

Die Frauen hätten sich an diesem schicksalhaften Silvesterabend nichts dabei gedacht, als sie fünf Himmelslaternen aufsteigen ließen. Sie hätten die Laternen noch handschriftlich mit guten Wünschen zum neuen Jahr versehen. Dass die Nutzung der Himmelslaternen verboten ist, sei ihnen nicht bewusst gewesen. Sie hatten die Laternen im Internet gekauft. Ein Verbotshinweis auf der Verpackung fehlte angeblich, berichten die Ermittlungsbeamten.

Vier der Himmelslaternen gingen in der Nähe des Affenhauses erloschen nieder. Die fünfte jedoch landete laut Ermittlungsergebnissen auf der nordöstlichen Ecke des Plexiglasdaches. Dort bildete sich ein Brandtrichter, der sich rasend schnell ausbreitete. Zeugen beobachteten das Geschehen und verständigten sofort die Feuerwehr, als der Brand ausbrach. Für die Tiere und das Haus kam die Rettung dann aber zu spät.

Oberstaatsanwalt Jens Frobel stuft den Tatbestand als fahrlässige Brandstiftung ein. Als Strafe sieht das Gesetz Geldstrafen oder Gefängnis bis fünf Jahre vor. Der konkrete Fall muss jetzt von der Staatsanwaltschaft geprüft und bewertet werden. Die Verursacher sind genauso entsetzt über das Unglück wie alle anderen Menschen auch. „Es tut ihnen unendlich leid“, unterstreicht Polizeisprecherin Karin Kretzer.

Entsetzt sind viele Menschen aber auch ob der Tatsache, dass in dem geschlossenen Affenhaus keine Brandmeldeanlage vorhanden war, geschweige denn eine Sprinkleranlage, die den unglücklichen Brand zwar nicht verhindert, aber vielleicht noch beherrschbar hätte machen können. Zur Zeit des Baus der Anlage in den 1970er Jahren sei dies keine Auflage gewesen und bei einer erst kürzlich durchgeführten Brandschutzprüfung hätte es keine Beanstandungen gegeben, lautet die bedauerliche Antwort der Zooleitung. So traf die Feuerwehr erst ein, als das Affentropenhaus bereits in voller Ausdehnung brannte und die Tiere qualvoll verendet waren.

Eine ähnliche Tragödie könnte sich daher in anderen alten Tierhäusern, wie beispielsweise denen im Duisburger Zoo, wo eine Brandmeldeanlage nach Bauordnung auch nicht vorgeschrieben ist, ebenso wiederholen. Zoo-Pressesprecher Christian Schreiner betonte auf Nachfrage, dass der Zoo Duisburg ganztägig – also 24 Stunden – von Mitarbeitern abgegangen werde (das gab es in Krefeld auch), um Unregelmäßigkeiten oder auch Brände schnell zu bemerken. Es gäbe Notfallkonzepte, wobei auch Brände berücksichtigt seien. „Sollte etwas bemerkt werden, haben wir Meldeketten eingerichtet, die unterschiedliche Stellen und Mitarbeiter herbeirufen. Diese schließen auch Polizei oder Feuerwehr ein“, erläuterte der Duisburger Zoo-Mitarbeiter. Das Thema Rauchmelder sei hingegen im Zoo schwierig, da die hohe Luftfeuchtigkeit oder auch die Staubentwicklung durch das Stroh zu vielen Fehlalarmen führen könnten. Erst wenn die Ergebnisse der detaillierten Untersuchung in Krefeld vorlägen, müsse man schauen, ob eventuell Maßnahmen ergriffen werden müssen, um auch den Duisburger Zoo sicherer zu machen.

Die Lokalpolitik in Duisburg macht jedenfalls Druck. So hat die HSV-Fraktion im Rat der Stadt Duisburg nach dem Brand in Krefeld aktuell eine Anfrage zu „Brandschutz und Sicherheit im Zoo Duisburgs“ auf den Weg gebracht. Man bittet die Verwaltung um die Beantwortung folgender Fragen: „1. Seit wann sind laut Bauverordnung Brandmelder und/oder Sprinkleranlagen in Tierhäusern Pflicht? 2. Wird es eine Überprüfung des Brandschutzkonzeptes im Duisburger Zoo geben? 3. Ist eine freiwillige Aufrüstung der Anlagen im Duisburger Zoo angedacht, die unter anderem Fluchttüren vorsehen, die sich im Brandfall in geschützte Außenbereiche öffnen?“

Stadt-Panorama meint: Die Tragödie in Krefeld hat dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt.

(EM / TV)