Woher stamme ich? Diese Frage ist für einige Menschen offen. Denn sie wurden von ihren leiblichen Eltern zur Adoption frei gegeben.
Die meisten Adoptivkinder haben damit später keine Probleme. Sie bekamen liebevolle Adoptiveltern, die sie umsorgten und damit für das Kind die unbestritten „richtigen“ Eltern waren und sind. Auch dann, wenn die Kinder später doch einmal neugierig werden, wo denn nun ihre biologischen Wurzeln eigentlich liegen.
Dorothee Müller hingegen leidet seit ihrer Kindheit unter dem Trauma, von ihrer leiblichen Mutter nicht angenommen worden zu sein. „Ich habe keinen wirklich einsehbaren Grund erkennen können, warum ich zur Adoption frei gegeben wurde“, klagt die heute 40-Jährige.
Bereits im Alter von 11 Jahren nahm sie Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter auf. Die Tochter eines Arztes war noch Studentin gewesen, als sie Dorothee bekam. Vom Vater, einem Mitstudenten aus dem Ausland, ist heute nur noch der Vorname bekannt.
Auch nach der Kontaktaufnahme mit der leiblichen Mutter löste sich das Trauma nicht. Die Jugendliche wäre wohl gerne in die Familie der leiblichen Mutter zurückgekehrt, doch diese Möglichkeit ergab sich nicht. Die Adoptiveltern gingen sehr offen mit der Situation um, duldeten auch ohne Bedenken den Kontakt der leiblichen Verwandten. Die Orientierung der Heranwachsenden wurde durch den Umstand erschwert, dass sie blind auf die Welt gekommen ist. Sie fragt sich heute, ob vielleicht ein Fehlverhalten in der Schwangerschaft dafür mitverantwortlich sein könnte. Außerdem hat sie das Vorhaben noch nicht ganz aufgegeben, nach ihrem leiblichen Vater zu fahnden.
Fragen über Fragen, offene Wunden und Narben auf der Seele. Dorothee Müller möchte damit nicht mehr alleine stehen und gründet deshalb eine Selbsthilfegruppe Adoptivkinder. Zur Seite steht ihr dabei Anne Behnen, Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle in Krefeld. Sie betreut bereits über 100 Selbsthilfegruppen unterschiedlicher Themata und ist darin versiert, den Gruppen den nötigen Anschub zu geben. Auch stellt sie im Begegnungszentrum Wiedenhof an der Mühlenstraße die nötigen Räumlichkeiten zur Verfügung.