Führung zum Thema Erster Weltkrieg

Grefrath · Am kommenden Sonntag, 11. Januar, gibt es in in der Dorenburg eine öffentliche Führung durch die aktuelle Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg.

Die Veranstaltung zur "Heimatfront Niederrhein" beginnt um 14 Uhr und dauert ca. 1,5 Std. Da die Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich unter Tel: 02158-9173-0. Die Teilnahme an der Führung ist kostenfrei. Es ist nur der reguläre Museumseintritt zu entrichten.

Bis zum 1. Februar 2015 werden im Freilichtmuseum insgesamt 200 Exponate und Fotografien gezeigt. In der Schau soll exemplarisch demonstriert werden, wie die Bevölkerung am Niederrhein den Krieg erlebte. Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Kreisarchiv Viersen.

"Der Erste Weltkrieg gilt in der Geschichtsschreibung als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Deshalb betrachten wir es als Aufgabe, uns diesem Thema aus gegebenem Anlass und mit besonderem Blickwinkel auf die Menschen am Niederrhein zu stellen", sagt Landrat Peter Ottmann. Hierfür sei das Freilichtmuseum genau der richtige Ort. Dort werde Volkskunde im Wandel der Zeit und in den Wirren der Geschichte anschaulich gemacht.

Mit dem Fokus auf die hiesigen Verhältnisse vor 100 Jahren hebt sich die Dorenburg-Schau von anderen Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg ab. Ottmann: "Es ist für uns Ältere, aber besonders auch für Jüngere von besonderem Interesse, sich über diese schlimme Zeit zu informieren." Der Erste Weltkrieg habe Millionen Menschen das Leben gekostet und eine Zäsur in der europäischen Entwicklung und Geschichtsschreibung mit sich gebracht. Der Landrat legt die Weltkriegsausstellung insbesondere Schulen ans Herz: "Für junge Menschen, die noch nie mit Krieg und existenziellem Leid konfrontiert waren, ist diese Ausstellung ein Muss."

"Beim Betrachten der Schau wird deutlich, wie stark das Kriegsgeschehen fernab der Heimat auf den Alltag der Menschen am Niederrhein eingewirkt hat und wie die anfängliche Kriegsbegeisterung in Ernüchterung, Schrecken und Not umschlug", berichtet Kulturdezernent Dr. Andreas Coenen. Die "Heimatfront Niederrhein" - so der Titel der Ausstellung - brachte es mit sich, dass Männer, Frauen und Kinder durch den Krieg starke Veränderungen und Entbehrungen erfuhren, auch wenn die Zivilbevölkerung durch Kampfhandlungen auf deutschem Boden nicht betroffen war.

Insofern, so Dr. Coenen, leiste die Ausstellung einen Beitrag zur Völkerverständigung und Aufklärung über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, exemplarisch gezeigt am Fall der Niederrheiner. "Die Floskel ,nie wieder Krieg' erscheint in diesem Kontext in einem völlig neuen Licht." Dr. Coenen erwähnt auch die aktuellen Konfliktherde Ukraine und Naher Osten: Sie bringen ähnlichen Zündstoff für einen länder- und kontinentalübergreifenden Krieg mit sich wie das Attentat von Sarajewo vor 100 Jahren. Auch hier leistet die Dorenburg-Ausstellung im bewusstseins- bzw. meinungsbildenden Prozess Aufklärungsarbeit. "Wir sollten anhand der Geschichte lernen", so der Kulturdezernent.

Die ausgestellten Stücke stammen aus anderen Museen, niederrheinischen Archiven oder der eigenen Sammlung. "Die Exponate wurden ergänzt durch zahlreiche Leihgaben aus der niederrheinischen Bevölkerung", so Museumsleiterin Anke Wielebski. So ist eine Fülle von Kriegsdokumenten und biographischen Erinnerungen zusammen gekommen, die exemplarisch für Familiengeschichten der Region zu verstehen sind. Die Ausstellung, die ein Jahr lang vorbereitet wurde, hält den Betrachtern vor Augen, dass die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs am Niederrhein deutlich spürbar waren und weit über die Abwesenheit oder den Verlust der Ehemänner, Brüder und Väter hinausgingen.

Bei der Ausstellungsvorbereitung hatten Geschichtsstudenten der Universität Düsseldorf die Möglichkeit, sich im Zuge eines Seminars mit dem Ausstellungsthema und den Exponaten des Niederrheinischen Freilichtmuseums zu beschäftigen. Der wissenschaftliche Nachwuchs konnte nicht nur einen Einblick in das Berufsfeld "Museum" erhalten, sondern auch eigene kleine Beiträge für die Ausstellung leisten. Geleitet wurde das Studentenprojekt von der wissenschaftlichen Volontärin des Museums, Anisha Mülder-van Elten.

Geschichtlicher Hintergrund

Der Erste Weltkrieg umfasst den Zeitraum 1914 bis 1918. Am 28. Juni 1914 wurden der österreich-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau bei einem Attentat im jugoslawischen Sarajewo von einem serbischen Nationalisten erschossen. Da das Deutsche Reich der Bündnispartner Österreich-Ungarns im Kriegsfall war, sicherte Wilhelm II. dem Kaiser von Österreich und König von Ungarn, Franz-Josef, seine uneingeschränkte Unterstützung bei Strafaktionen gegen Serbien zu und schloss damit auch eine militärische Auseinandersetzung nicht aus.

Der Erste Weltkrieg begann am 1. August 1914. Dieser Krieg sprengte alles bisher Dagewesene: Graben- und Stellungskriege, Giftgas und maschinelle Waffen in einem für damalige Verhältnisse unvorstellbaren Ausmaß. Es wurde an der Ost-, Süd- und Westfront gleichzeitig gekämpft. Neu war in diesem Krieg auch die Mobilisierung in der Heimat in Form von Durchhalteparolen, Unterstützung in Form von Kriegsanleihen oder Spenden - die so genannte Heimatfront.

Der Krieg, der laut Parole "bis zum nächsten Weihnachtsfest" gewonnen sein sollte, währte nicht nur länger, sondern brachte auch viele Schicksalsschläge mit sich. Er bedeutete nicht nur den Verlust von gefallenen Brüdern, Ehemännern, Söhnen und Vätern, sondern auch Hunger und Not in den deutschen Städten und Gemeinden, aber auch auf dem Land.