„Nicht mal mein Vater hat mich zunächst erkannt“, lacht Ronny Tomiska. Der jugendlich wirkende Schauspieler gibt sich im Musical „Ewig jung“ selbst - als über 90-Jährigen. Dazu ist naturgemäß eine perfekte Maske anzulegen. „Zwei Stunden dauert es, bis sie angepasst ist“. Also länger, als das ganze Stück dauert. Und darunter kommen Tomiska und seine Kollegen Eva Spott, Esther Keil, Bruno Winzen und Adrian Linke ganz schön ins Schwitzen. Zumal die „Alten“ im Seniorenheim unter vollem Körpereinsatz die Rock- und Pop-Nummern ihrer „Jugend“ herauspowern. Das riss das Krefelder Publikum in der letzten Spielzeit dermaßen von den Stühlen, dass sich die Theaterleitung zu drei Wiederaufnahmeterminen entschlossen hat: 7., 12. Oktober und 20. November. Beginn jeweils 19.30 Uhr.
Die Schauspieler hatten sich bei den Proben präzise auf ihre Rollen als Senioren vorbereitet. „Wir haben Ganzkörperanzüge mit Gewichten angezogen“, erzählt Ronny Tomiska, „um zu erleben, wie ein alter Mensch seinen Körper fühlt.“ Da erweist es sich auf einmal schwierig, eine Treppe zu steigen. Dennoch lassen die Kunst-Oldies ihr Spiel mit den Klischees in befreiende Komik münden.
Solch präzise Vorbereitung ist Ronny Tomiska nicht fremd. Der gebürtige Herdecker pflegt sich auf alle seine Rollen umfassend zu präparieren: „Ich lese den vollen Text des Stückes und beschäftige mich auch mit dem Autor und den Umständen der Entstehung des Werkes.“ Derzeit steht Tomiska sogar mit einem Stück auf der Studiobühne, dass er zusammen mit seiner Partnerin und der Regisseurin selber hat entwickeln können. „Indien“ heißt es und befasst sich mit den Kulturunterschieden und Missverständnissen zwischen Deutschen und Indern. „Dazu haben wir auch eine indische Familie besucht und uns lange unterhalten“, gibt er einen Einblick in die Vorarbeiten.
Tomiska ist ein Talent. Schon auf die Schauspielschule in Rostock hat er es nach dem Abitur auf Anhieb geschafft, obwohl gut 1200 Bewerber um nur 10 Plätze buhlten. Anschließend ging es gleich zum legendären Berliner Ensemble, das einst Bert Brecht gegründet hatte. Hier arbeitete der damalige Nachwuchskünstler mit den Regiekoryphäen Claus Peymann und George Tabori zusammen - und lernte viel. „Tabori erzeugte während der Proben in uns ein Gefühl, das während der ganzen Vorstellungen anhielt“, erinnert er sich, „Peymann hingegen erschloss die Inszenierung über den Text.“ Tomiska schätzt es durchaus, wenn der Regisseur ihn anregt und Impulse gibt. „Die Rolle entwickelt sich dann wie ein Schneeball, es kommt immer mehr hinzu und er wird immer größer.“
Seit 2007 gehört Tomiska inzwischen zum Ensemble des Krefelder Stadttheaters. Er spielt die Klassiker wie Shakespeare oder Dürrenmatt, mag aber auch die Experimente wie jetzt in „Indien“: „Da kann ich mit dem Publikum in direkten Kontakt treten“. Vollblutschauspieler lieben das.