Spurensuche nach Allergenen

Krefeld (red.) · Das Allergiezentrum am Helios Klinikum Krefeld bündelt sein Expertenwissen

Das Expertenteam (v.l.n.r.) Prof. Rudolf Leuwer (Chefarzt der HNO-Klinik), Dr. Yvonne Yo und Dr. Chalid Assaf (Koordinatorin und Chefarzt der Dermatologischen Klinik), Prof. Tim Niehues (Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin), Dr. Manuel Streuter (Chefarzt Pneumologie am Lungenzentrum) und Prof. Thomas Frieling (Chefarzt Medizinische Klinik II).

Foto: Helios

Eine echte Volkskrankheit: 30 Millionen Deutsche haben mindestens eine Allergie, Tendenz weiter steigend. Weltweit ist sogar jedes dritte Kind Allergiker. Die häufigsten Formen sind Pollen- und Tierhaarallergien, vor allem gegen Katzen- und Hundehaare. Auch in der Statistik der Berufserkrankungen stehen Allergien an der Spitze. Um Patienten die bestmögliche individuelle Behandlung zu ermöglichen, entstand am Helios Klinikum Krefeld das Niederrheinische Allergiezentrum. Hier arbeiten verschiedene Fachbereiche zusammen und entwickeln gemeinsam Strategien gegen 20.000 „verdächtige Allergene“.

Das Zentrum besteht aus den allergologischen Abteilungen der HNO-Klinik, der Kinder- und Hautklinik, der Gastroenterologie und Pneumologie. Damit sind sämtliche diagnostische und therapeutische Methoden der Allergologie unter einem Dach gebündelt. Patienten mit Allergien und Unverträglichkeiten werden im HELIOS Klinikum Krefeld ambulant und stationär behandelt. Vor allem Menschen mit komplexeren Krankheitsbildern profitieren von der engen interdisziplinären Zusammenarbeit der einzelnen Fachabteilungen.

„Durch einen regelmäßigen Austausch der beteiligten Ärzte im Rahmen gemeinsamer Fallkonferenzen und Seminare sind wir als verlässlicher Partner der niedergelassenen Allergologen in der Lage, Patienten mit komplexen allergologischen Erkrankungen und Fragestellungen eine kompetente und zielgerichtete, individuell angepasste Beratung und Therapie zu ermöglichen“, erläutert Dr. Chalid Assaf, Chefarzt der Krefelder Hautklinik.

Warum immer mehr Menschen Allergien ausbilden, ist noch nicht umfassend geklärt. Unsere zunehmend „saubere Welt“ ist dabei wahrscheinlich ein entscheidender Faktor. Dem Immunsystem fehlt bei seiner Reifung der Kontakt zu immunaktivierenden Substanzen aus der Natur – ein Beispiel sind Bakterien, die im Stallmist vorkommen. Die 2002 veröffentlichte ALEX-Studie ergab, dass Kinder, die unter bäuerlichen Verhältnissen aufwachsen, seltener Heuschnupfen, Asthma und atypische Sensibilisierung entwickeln als andere.

Hinzu kommt, dass aufgrund des Klimawandels die Pollenbelastung zunimmt und die Umweltverschmutzung zu aggressiveren Allergenen führt.

Klar ist: Es sind rund 20.000 Allergene wissenschaftlich bekannt, somit gibt es fast 20.000 „Verdächtige“, die als Auslöser einer Allergie in Frage kommen. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, ist echte Feinarbeit gefragt. Wichtig sind zum Beispiel Kenntnisse über Lebensraum, Ernährungsgewohnheiten und eventuelle genetisch bedingte Ursachen. Verschiedene Haut- und Bluttests helfen im Helios Klinikum Krefeld bei der „Spurensuche“. Durch die Laboruntersuchungen können etwa die Antikörper bestimmt werden, die der Körper im Verlauf einer Allergie bildet.

Neben der Haut sind insbesondere die Atemwege, der Gastrointestinaltrakt und das Kreislaufsystem von allergischen Symptomen betroffen. Bestimmte Grunderkrankungen können das Auftreten allergischer Erkrankungen begünstigen. Das zeigt, dass eine Allergie durchaus eine Multiorganerkrankung sein kann und damit die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen erfordert.

Allergien und Unverträglichkeiten sind nicht nur störend, sondern können auch ernsthaft gefährlich werden. Bienengift-, Nahrungsmittel- und Arzneistoffallergien sind hier als erstes zu nennen, weil sie zum anaphylaktischen Schock führen können. Das heißt aber nicht, dass Erkrankungen wie Heuschnupfen harmlos sind. Bei zwei Dritteln der Patienten weitet sich die allergische Reaktion unbehandelt auf die anderen Atemwegsschleimhäute aus und kann auf die Bronchien durchschlagen.

Die heutige Medizin bietet vielfältige Möglichkeiten, um Allergien effektiv und gut verträglich zu behandeln bzw. sich auf Intoleranzen einzustellen. Zusammengefasst gibt es vier Behandlungsstrategien: Allergen meiden, allergische Entzündungen eindämmen, Immunsystem ans Allergen gewöhnen (Hyposensibilisierung), Immunsystem umstimmen (so soll etwa die Gabe von Laktobazillen in der Schwangerschaft das Risiko für Allergien der Kinder reduzieren). Auf Grundlage einer sicheren Diagnosestellung erfolgen im Niederrheinischen Allergiezentrum die individuelle Beratung und Entscheidung über die Behandlungsstrategie.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)