Es war ein spannendes Wettschießen. Nichts war im Vorfeld abgesprochen. 21 Könige und Ex-Könige aus allen Krefelder Schützenvereinen traten in Linn um den Titel "Stadtschützenkönig" an. Kurz nach der Jahrtausendwende hatte sich dieser Brauch in der Seidenstadt etabliert. Plötzlich: der letzte Rest im "Herzen" des Holzvogels splittert. Wer hat geschossen? Heinz-Günter Schrader, Ex-König aus Inrath, derzeit Brudermeister der Inrather Sportschützengesellschaft 1955 e.V. "Das war ein Gänsehautfeeling", sagt der neue Stadtschützenkönig, "erst am Morgen danach kam es mir so richtig zu Bewusstsein." Im Moment nach dem 211. Schuss kam nicht mal die neue Königin, seine Frau Ulrike, an ihn heran: "Alles stürmte auf ihn ein, er war umlagert." Schrader hat die Ehre nicht angestrebt. Als eingefleischter Schützenbruder nimmt er sie aber gerne an. "Mein Verein ist mein Herzblut", bekennt er offen. Seit gut 6 Jahren steht er dem Inrather Verein vor, zuvor war er lange Jahre im Vorstand, von 1998 bis 2004 selber Schützenkönig. Voller Stolz blickt er auf die Geschichte der Schützenvereine: "Ursprünglich haben die Schützen das Allerheiligste bei den Fronleichnamsprozessionen geschützt."
Seit 2002 schießen die Vereine neben ihren eigenen Königen auch einen Stadtschützenkönig aus. Zunächst hieß der Titel sogar "Schützenkaiser". Erster Kaiser wurde Helmut Düppen, der zweite August Sand. Dann im Jahre 2010 kehrten die Schützen wieder zum Titel "König" zurück. Siegfried Blümel errang ihn für sich und trug ihn vier Jahre lang. Nun ging er auf Heinz-Günter Schrader über.
Als Stadtschützenkönigspaar kommen nun neue Aufgaben auf Schrader und seine Frau Ulrike zu. "Bei den Veranstaltungen der Schützenvereine müssen wir soweit wie möglich Präsens zeigen." Das ist keine Pflicht für das neue Königspaar, sondern eine Freude. Schließlich repräsentiert das Schützenwesen ein Stück guter Tradition in der Stadt. "Glaube, Sitte, Heimat" ist das Motto der Schützen. Werte, die zeitübergreifend ihre Bedeutung behalten.