Denkmäler im Kreis Viersen Siedlungen unter der Lupe

Viersen (co). · Sieben Kilo bringen die beiden Bände des neuen Gattungsinventars über denkmalwerte Siedlungen an der Rheinschiene auf die Waage. Fünf davon befinden sich in Viersen.

Städtische Siedlung an der Bachstraße.

Foto: LVR

Mit fünf Siedlungen – Siedlung Rahser, Hammer Schanze, Städtische Siedlung Bachstraße, Wohnanlage Wolfskull und die Siedlung Beghinenhof – ist Viersen stark vertreten in der frisch erschienenen und schwergewichtigen Publikation „Siedlungen in Nordrhein-Westfalen – Rheinschiene“, Band 2 Königswinter bis Wuppertal. 27 Seiten in diesem umfassenden Gattungsinventar, herausgegeben von Landeskonservatorin Andrea Pufke, sind Viersen gewidmet. Auch in diesem Band dabei sind Siedlungen in Schwalmtal, Willich, Mönchengladbach und Neuss und vielen mehr.

Die Publikation des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland ist die erste ihrer Art in der Bundesrepublik Deutschland. Noch nie wurden denkmalwerte Siedlungen hierzulande so systematisch erfasst und publiziert. Dass ausgerechnet im Rheinland der Aufschlag zu diesem Mammut-Projekt gemacht wurde, hat gute Gründe.

Mit der Industrialisierung entstanden vielfältige Siedlungen im Rheinland, um den wachsenden Bedarf nach Wohnraum zu bedienen. Auch nach 1945 riss diese Entwicklung nicht ab. Welche Siedlungstypen entstanden wo zu welcher Zeit? Wer baute sie und für wen waren sie bestimmt? Welche Bedarfe und Wohnkonzepte lagen der Planung zugrunde? Und welche Kriterien sind aus denkmalpflegerischer Sicht bedeutsam für die Unterschutzstellung? Neben detaillierten bauhistorischen Analysen der einzelnen Siedlungen werden auch die historischen Zusammenhänge und Bedeutungsdimensionen der Siedlungen erläutert. Es wird eine Kurzcharakteristik gegeben, aber auch die Haustypen, Veränderungen und Würdigung analysiert.

„Der öffentlich geförderte bzw. betriebene Arbeiter- und Kleinwohnungsbau ist ein bedeutender Teil der Viersener Stadt- und Baugeschichte im 20. Jahrhundert. Die Siedlung Hammer Schanze steht dabei für einen besonderen Aspekt und Zeitabschnitt im Viersener Siedlungsbau“, heißt es in der Publikation des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland. Als ein späteres Beispiel einer Notsiedlung werden die überregional bekannten Nothäuser an der Bachstraße aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg angesprochen. Der Denkmalbereich Rahser umfasst den westlichen Teil des Vororts, dessen schrittweise vollzogene Bebauung zwischen 1908 und 1955 weitgehend dokumentiert wird. „Der Denkmalbereich ist ein Zeugnis des Kleinwohnungswesens in Siedlungsform. Er ist bedeutend für die Entwicklung des Ortsteils Rahser.“

Aufgrund der gelungenen Verbindung mit der Natur und der außergewöhnlich qualitätvollen Architektur bilde die Wohnanlage Wolfskull einen wichtigen Beitrag zur Wohnhausarchitektur der 1970er-Jahre und sei gemessen an den zahlreichen internationalen Publikationen von überregionaler Bedeutung. Die Wohnanlage Beghinenhof entstand in der Phase des anhaltenden Bevölkerungswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg und Zeuge von dem Bestreben, auch im sozialen Wohnungsbau qualitätvollen und vielfältigen Lebens- und Wohnraum zu schaffen. „Mit seiner differenzierten Bauweise ist der Beghinenhof ein exemplarisches Beispiel für den damaligen Wandel in der städtebaulichen Planung“, ist in der Publikation zu lesen.

Das Werk (zwei Bände) hat 1.552 Seiten, 876 Farb- u. 365 SW-Abbildungen, und ist im Michael Imhof Verlag erschienen. Erhältlich unter ISBN 978-3-7319-0966-8, für 99 Euro. Band 1 widmet sich dem Bereich Bergisch-Gladbach bis Köln, Band 2 Königswinter bis Wuppertal.