Werden aufs Gladbachs Schulen Schüler auch nach Hause geschickt? In Joggingbuxe in die Schule?

Mönchengladbach · In einer Schule in Wermelskirchen wurden Schüler nach Hause geschickt, weil sie in Jogginghosen zum Unterricht kamen und so gegen die Hausordnung verstoßen hätten. Viele Schüler und Eltern – und übrigens auch Juristen – sehen das kritisch. Eine hitzige Diskussion ist entfacht. Der Extra-Tipp hat bei den Gladbacher Schulen nachgefragt.

„Out-of-bed“-Look oder „Mode“? Jogginghosen sieht man auch auf Mönchengladbachs Schulhöfen gelegentlich – nach Hause geschickt wird deswegen aber niemand, versichern die Schulleiter.

Foto: Baum/Andreas Baum

Über die Ästhetik einer Jogginghose lässt sich streiten. In den letzten Jahren vielfach von der Modewelt aufgegriffen, würde die Jogginghose vielleicht selbst in Karl Lagerfelds Augen heute nicht mehr mit einem „Kontrollverlust“ gleichgesetzt. Zumal es heute Jogginghosen gibt, die locker mit mancher Lehrercordhose mithalten können... Durch den Vorfall in Wermelskirchen kam die Jogginghosen-Frage aber auch in Gladbachs Schulen auf.

Obwohl man keinen Anstieg von Jogginghosenträger*innen nach dem Lockdown beobachtet habe, sei das Thema „angemessene Kleidung“ ausführlich in einer Schulkonferenz diskutiert worden, sagt Marc Reese, Schulleiter am Hugo-Junkers-Gymnasium. „Wir haben uns aber nicht für ein Verbot, sondern dafür ausgesprochen, dass die Kleidung aller an der Schule Beteiligten der Institution Schule gerecht werden muss.“

Auch die Hausordnung vom Math-Nat setzt „angemessene Kleidung“ voraus, wobei Schulleiter Jan Funken betont: „Wir schätzen die Individualität unserer Schüler*innen, zu deren Ausdruck seit Generationen immer auch Kleidung gehört hat.“ Jogginghosenartige Kleidung, so der Eindruck des Schulleiters, sei in der Jugendmode angekommen. Auch gebe es andere Moden und Kleidungsstile, die gegebenenfalls mehr Problempotential hätten. Wie man damit im Math-Nat umgeht? „Wo wir den Eindruck haben, dass unangemessene Kleidung getragen wird, suchen wir das pädagogische Gespräch mit dem Ziel, den Schüler/die Schülerin zu sensibilisieren und um Verständnis zu werben. Schließlich haben wir einen erzieherischen Auftrag, dem aber auf Augenhöhe nachgekommen wird.“ Vom Unterricht ausgeschlossen worden sei deswegen noch niemand am Math-Nat. Im „echten Leben“ sehe das allerdings anders aus. So sei kürzlich ein Schüler im Praktikum zum Umziehen nach Hause geschickt worden, da er in Jogginghose erschienen ist.

Was die Jogginghosenquote am Franz-Meyers-Gymnasium angeht, äußert sich Schulleiter Armin Bruder ganz entspannt. „Ich bin extra in der Pause über den Schulhof gelaufen, um die Häufigkeit der Jogginghose in Augenschein zu nehmen“, erzählt er. „Ich habe aber nur sehr vereinzelt welche gesehen. Auch für unsere Lehrer und den Schülerrat ist die Jogginghose aktuell kein Thema.“

Bei den Gesamtschulen ein ähnliches Bild. „Wir haben nicht den Eindruck, dass das Jogginghosen-Tragen bei uns überhand genommen hat“, sagt Ina Klein, Schulleiterin der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk. „Die Kleidungsstile unserer Schüler*innen sehen wir in der Regel als angemessen an. Das Tragen einer Jogginghose ist an unserer Schule aber nicht verboten, insofern wird auch niemand nach Hause geschickt.“