Seit 2009 sind deutsche Mediziner, Pflegekräfte und Logopäden elf Mal nach Tadschikistan gereist und haben über 800 Operationen dort durchführen können – ehrenamtlich, in ihrer Freizeit und mit Unterstützung vieler Spender. Tadschikistan liegt in Zentralasien, gleich nördlich von Afghanistan. Mit der Unabhängigkeit kam vor 22 Jahren der sozio- ökonomische Niedergang, von dem sich das medizinische System bis heute nicht erholen konnte. Die Initiative geht maßgeblich vom Kempener HNO-Arzt Dr. Martin Kamp aus. Unterstützt wird er von Kolleginnen und Kollegen wie dem Nettetaler Narkosearzt Dr. Hartwig Broer, der Kempener OP-Schwester Ute Sorg und dem OP-Pfleger Frank Barton. Aber auch von Kliniken in ganz Deutschland und der in der Spaltchirurgie sehr renommierten Salzburger Uni-Klinik.
Musso bekam ein neues Kiefergelenk
Ein Beispiel ist der kleine Musso (Foto). „Er konnte die Zähne nicht einmal fünf Millimeter auseinander bekommen und daher kaum feste Nahrung zu sich nehmen“, erinnert sich der Kempener Arzt. „Wir haben ihn zu der schweren Operation in die Uniklinik Salzburg gebracht, dort hat er ein neues Kiefergelenk erhalten und kann jetzt wieder normal essen.“
Nächste Woche starten die Helfer ein großes Projekt: In Tadschikistan wird eine Klinik für Kinder-Kieferchirurgie zu einem Behandlungszentrum für Kinder mit Gaumenspalten ausgebaut. „Das ist eine große Herausforderung, denn viele benötigte Materialien sind dort einfach nicht vorhanden“, sagt Dr. Martin Kamp. „So musste eine eigenständige Sauerstoffanlage entwickelt werden für ein Land, in dem Narkosen oft ohne Sauerstoff geführt werden. Ein sehr hohes Risiko für die oft sehr kleinen Kinder.“ Der Bau wird von den „Sternstunden“, dem Hilfswerk des bayrischen Rundfunks, bezuschusst. „Ohne diese Unterstützung wäre es nie gegangen“, so Dr. Kamp: „Aus einem kleinen Hilfsprojekt ist dann viel mehr geworden als wir erwarten konnten.“