Für die damals 31-Jährige ist es ein ganz gewöhnlicher Vorsorgetermin bei ihrem Frauenarzt. Dann die schreckliche Diagnose: Julia Schweitzer hat Gebärmutterhalskrebs.
Ihr Lebenstraum, die Aussicht auf eine eigene Familie, steht damit in Frage. "Das hat mich wie ein Schlag getroffen. Die Perspektive, vielleicht niemals ein Baby austragen zu können, war für mich viel schlimmer, als die Angst vor der bedrohlichen Krebserkrankung", erzählt die Niederrheinerin. Im ersten Krankenhaus, das sie nach dem Befund aufsucht, sollte die Gebärmutter komplett entfernt werden. Sich damit abzufinden, dazu war Julia Schweitzer nicht bereit.
Auf Anraten ihres behandelnden Gynäkologen sucht sie Prof. Michael Friedrich, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios Klinikum Krefeld auf, der ihr neue Hoffnung gibt.
Nach der Entnahme einer Gewebeprobe sowie einer umfassenden bildgebenden Diagnostik steht schließlich fest, dass Art und Größe des Tumors eine besondere Operationsmethode möglich machen — die sogenannte radikale Trachelektomie (RVT).
"Dabei bleiben ein kleiner Teil des Gebärmutterhalses sowie des Gebärmutterkörpers erhalten, so dass die Patientinnen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit schwanger werden können wie gesunde Frauen", erläutert Prof. Friedrich den technisch anspruchsvollen Eingriff, der vorrangig in spezialisierten Zentren angeboten wird.
"Die langen Gespräche mit meinem Mann und meinen Eltern haben mir sehr geholfen. Totaloperation oder Trachelektomie, ich musste eine Entscheidung treffen, die mein Leben maßgeblich beeinflussen würde und das unter Berücksichtigung diverser Eventualitäten und Risiken. Eine Garantie gibt es eben nicht. Schlussendlich habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und mich für die Chance auf ein eigenes Kind und die organerhaltende OP entschieden", erinnert sich die inzwischen 32-Jährige.
Die knapp dreistündige Operation verläuft erfolgreich. Nur ein halbes Jahr später kann sie ihr Glück kaum fassen: Sie ist schwanger! "Das war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, denn dass es so schnell klappen würde, damit hatten wir natürlich nicht gerechnet", erinnert sich Julia Schweitzer, die als Ursache für das Ausbleiben der Regel zunächst einen noch unregelmäßigen Zyklus infolge der OP vermutet.
Stattdessen ist von nun an konsequente körperliche Schonung erforderlich. "Durch die Trachelektomie ist der Gebärmutterhals stark verkürzt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt", erläutert Prof. Friedrich: "Um bei steigendem Druck kein Risiko einzugehen, verengen wir den Muttermund noch während der OP mit einem Kunststoffbändchen, einer sogenannten Cerklage."
In enger medizinischer Betreuung erlebt Julia Schweitzer eine Schwangerschaft ohne Komplikationen. "Ich habe in den letzten Wochen viel gelegen und jegliche größere körperliche Belastung vermieden", berichtet die Mönchengladbacherin. Die letzten acht Wochen vor der Geburt verbringt sie zur Überwachung in der Frauenklinik, wo sie zur Vermeidung von Wehentätigkeit mit Wehenhemmern behandelt wird.
"36 Schwangerschaftswochen haben wir zusammen durchgehalten", lacht die junge Mutter sichtlich stolz. Dann wird Moritz mit fast 50 Zentimeter und 3080 Gramm per Kaiserschnitt geboren.
"Es hat mich sehr berührt, dem Paar als Operateur die Möglichkeit auf ein eigenes Kind erhalten zu haben und miterleben zu können, wie schnell sich der Kinderwunsch für die beiden erfüllt hat", erzählt Prof. Michael Friedrich, den gleich nach der Geburt eine Karte mit einem Foto und ein paar sehr persönlichen Zeilen erreicht — von Moritz, dessen zweiter Vorname Friedrich ist. "Das war uns einfach ein Herzensanliegen", so der frischgebackene Papa Mike Schmid.