Krefeld Aus dem Tagebuch einer Mutter in der Corona-Krise

Krefeld · Über das Krisenmanagement im Schul-Lockdown hat Marita Kühne, Mutter eines Oberstufenschülers, ein Tagebuch verfasst.

Streitbar: Marita Kühne hat ihre Gedanken, Kritik und Korrespondenzen bezüglich der aktuellen Schulpolitik in einem Buch niedergelegt. Foto: Müller

Foto: CAK/Müller

Die Corona-Pandemie bedeutet eine außergewöhnliche Belastung besonders für Schüler. Doch legt die Krise vielfach nur die Schwächen bloß, die das deutsche Schulsystem grundsätzlich kennzeichnen.

„Es fehlt an digitaler Technik in den Schulen und auch an Konzepten für digitalen Unterricht“, fasst Marita Kühne einen zentralen Kritikpunkt in der öffentlichen Diskussion zusammen. Als ehemaliges Mitglied der Schulpflegschaft am Moltke-Gymnasium hatte die Krefelderin an der Erstellung eines solchen Digitalkonzeptes für ihre Schule mitgewirkt.

Denn wie die Schüler mit Heim- und Präsenzunterricht durch die Pandemie gekommen sind, hängt entscheidend von der Ausstattung der jeweiligen Schule und dem Einsatz des jeweiligen Lehrers ab. Laut einem Bericht des Magazins „Spiegel“ (20/2021) hatte eine Umfrage unter 2000 Eltern ergeben, dass 39 Prozent der Kinder im Schullockdown Anfang des Jahres höchstens einmal pro Woche Videounterricht mit der ganzen Klasse erhalten haben. Hingegen erklärte ein Viertel der befragten Eltern, ihr Kind lerne täglich per Videoschalte.

Die Möglichkeiten deutscher Schüler, Kontakt zu Lehrern und Mitschülern zu halten, waren im Lockdown also von Schule zu Schule und gar von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich.

Marita Kühne sieht in dem Durcheinander eine „Missachtung des Wohls der Kinder“. Der Wirrwarr werde durch den Föderalismus noch verstärkt. Wenn jedes Bundesland eigene Richtlinien und digitale Plattformen bereit halte, dann seien die Möglichkeiten der Schüler in Deutschland eben auch sehr unterschiedlich. 

Kühne hat ein Tagebuch verfasst, in dem sie ihre Gedanken zur Schulpolitik im Allgemeinen und zur Coronakrise im Besonderen vom 16. März 2020 bis 15. Juni 2021 festgehalten hat; vor allem ihre teils konfliktreichen Korrespondenzen mit Schulministerium und Staatskanzlei in NRW, worin sie immer wieder ihre Kritik angebracht und Lösungen eingefordert hat. Sogar an Angela Merkel und Bundespräsident Steinmeier hat sie geschrieben.

Grundlegender Tenor ihrer Mahnungen: „Das Ministerium sollte bei den Schulen anfragen, was deren Bedürfnisse sind“. Eine bedarfsorienierte Kommunikation von unten nach oben, in die Lehrer und Schüler eingebunden seien, könne praktische Problemlösungen auf den Weg bringen.

Das Tagebuch ist unter dem Titel „Wo stehen wir in der Krise - Vom Scheitern der Politik und neuen Chancen“ als Book on demand erschienen und im Buchhandel wie als e-book erhältlich.