Ilvericher gibt auf der Kartstrecke Gas Auf den Zentimeter genau

Ilverich · Enge Duelle und viele Fahrer, die den Sieg holen können – das macht die Faszination Kartsport aus. Der 18-jährige Ilvericher Karl Lukaschewsky gibt Einblicke in sein großes Hobby.

Erster im Ziel: Karl Lukaschewsky siegt im April bei der Deutschen Meisterschaft in Kerpen im ersten Finale.

Foto: Björn Niemann/Fast-Media

Die beiden Wochenenden vor seinem Gespräch mit dem Extra-Tipp waren für Karl Lukaschwesky mit jeder Menge Renn-Action gefüllt. Zunächst ging es für den jungen Ilvericher zur Deutschen Kartmeisterschaft ins belgische Genk, eine Woche später stand dann die Europameisterschaft in Cremona (Italien) auf dem Programm. Sein Fazit nach beiden Rennwochenenden: gemischt. Zwar sei die Speed nicht schlecht gewesen und er habe sich in allen Rennen gut nach vorne kämpfen können, doch Probleme beim Start und mit den Reifen verhinderten am Ende jeweils eine bessere Platzierung. Eine Einschätzung, die den Ehrgeiz des 18-jährigen Kartfahrers zeigt und seinen Willen, immer das Bestmögliche bei den Rennen herauszuholen.

Dabei war sein Weg in den Kartsport eigentlich nur das Resultat eines Kompromisses. Weil seine Eltern dem Wunsch nach einer Mofa nicht nachkommen wollten, wurde es eben ein Kart. „Damit hatte ich etwas, an dem ich in meiner Freizeit rumtüfteln und mit dem ich rumfahren konnte“, erzählt Lukaschewsky. Ans Rennenfahren habe er damals noch gar nicht gedacht. Erst als er immer häufiger gefragt wurde, ob er nicht Lust habe, auch an Rennen teilzunehmen, sei er „immer mehr in die Sache reingerutscht“. Ersten Rennen auf nationaler Ebene folgten mit der Zeit auch mehr und mehr internationale Erfahrungen. Inzwischen fährt der Ilvericher für das SRP Racing Team national im Rahmen der Deutschen Kartmeisterschaft (DKM) im DSMB Schaltkart-Cup und auf internationaler Ebene in der Klasse Kz2. „Hätte mir damals, als ich mit dem Kartfahren anfing jemand gesagt, dass es mal so weit kommen würde, ich hätte es nicht geglaubt“, sagt er heute.

Am Ende war die Faszination, die von dem spektakulären Sport ausgeht, einfach zu groß für Karl Lukaschewsky, um nicht ins aktive Wettkampfgeschehen einzusteigen. „Es ist für mich die purste Art des Motorsports, man sagt ja nicht umsonst, dass Kartsport ,pure racing‘ ist“, so der 18-Jährige.

„Die Zweikämpfe sind spannend und man fährt wirklich auf den Zentimeter genau“, beschreibt Karl Lukaschewsky das, was ihn am Kartsport so begeistert. In einer Kart-Rennserie oder bei einer Welt- oder Europameisterschaft gebe es darüber hinaus aber auch verhältnismäßig viele Fahrer, die die Möglichkeit haben, sich den Sieg zu holen, was die Attraktivität zusätzlich erhöhe. So komme es beim Kartsport noch mehr als in anderen Motorsportarten auf die individuellen Fähigkeiten der Fahrer an, da die technischen Bedingungen für die Starter hier im Grunde ziemlich ähnlich seien. „Den Einfluss, den ein besserer Motor oder ein besseres Chassis auf das Gesamtergebnis haben, ist hier weitaus geringer. Schließlich starten bei uns alle in relativ ähnlichen Karts“, erklärt  der 18-Jährige. Klar würden die Motoren auch im Kartsport von den Teams nochmal individuell bearbeitet, aber ein so großer Faktor wie etwa in der Formel 1 sei dies bei Kartrennen eben nicht.

Da es actionreiche Sportarten Karl Lukaschewsky angetan haben – vor seinen ersten Fahrten im Kart interessierte er sich bereits für Mountainbiking und Motocross –, verwundert es nicht, dass der frischgebackene Abiturient das Mehr an Freizeit, das ihm jetzt zur Verfügung steht, nutzen will, um seine Kartkarriere weiter voranzutreiben. Ziele, die er sich gesteckt habe, seien zum einen der Titelgewinn in der Deutschen Meisterschaft, zum anderen wolle er aber auch international künftig gerne vorne mitmischen. Gelegenheit dazu hat der Ilvericher etwa im September, wenn im französischen Le Mans die WM ansteht. „Die Zeit, die ich jetzt habe, will ich nutzen, um mich möglichst intensiv auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten. Nicht nur an meiner Fitness werde ich dabei viel arbeiten, sondern ich plane auch, unter der Woche und nicht nur an den Wochenenden nach Le Mans zu fahren und dort vor Ort zu trainieren“, so Lukaschewsky.

Überhaupt investiert der junge Mann viel für seine große Leidenschaft, vor allem auch Zeit. Anders als seine Altersgenossen komme er nur sehr selten zum Feiern, weil der Kartsport ihn so sehr in Anspruch nehme. Für die Rennen in Cremona war der 18-Jährige etwa ganze sechs Tage unterwegs. Wenn er da mal zu Hause ist, nutze er die Zeit daher auch oft lieber zur Erholung und zum Sporttreiben, sagt er. Ohnehin mache ihm sein Hobby aber auch so viel Spaß, dass er den Entbehrungen, die damit einhergehen, nicht allzu sehr hinterhertrauern braucht.

Ob er auch Ambitionen hat, vom Kart- in den Automobilsport zu wechseln? „Für die Formel 1 wird es sicher nicht mehr reichen, da muss man realistisch bleiben. Dafür hätte ich schon mit 13 oder 14 Jahren einen WM-Titel holen müssen. Was ich mir aber vorstellen kann, ist irgendwann vielleicht mal GT3 oder GT4 zu fahren“, sagt Lukaschewsky. Allerdings seien solche Gedankenspiele reine Zukunftsmusik, aktuell wolle er sich komplett auf seine Kartlaufbahn konzentrieren. Da passt es ganz gut ins Bild, dass mit Fabian Federer nicht etwa ein Automobilsportler, sondern ein echter Kart-Crack Lukaschewskys großes Vorbild ist. Federer, der seine aktive Karriere kürzlich beendet hat, arbeitet aktuell im SRP Racing Team – dem Stall, für den auch Karl Lukaschewsky fährt – als Motorist.