Der "Weiße Ring" feiert Geburtstag

Kreis Viersen · Früher gab es für Opfer von Straftaten keine Lobby. Keinen, der für sie einstand und der für ihre Nöte, ihre Belange und ihre Bedürfnisse kämpfte. Das änderte sich vor vierzig Jahren mit der Gründung des Vereins "Weißer Ring": Er gibt Kriminalitätsopfern eine Stimme und hilft Menschen in Notlagen.

Der WEISSE RING begleitet Opfer zu Terminen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht

Foto: © www.weisser-ring.de

Vor Gericht waren die Betroffenen früher nicht mehr als ein Beweismittel. Ob und in welcher Form sie unter den Folgen einer Tat leiden mussten, ob ihnen vielleicht Entschädigungsleistungen zustanden, interessierte niemanden. Dies begann sich mit Gründung des Vereins Weißer Ring zu ändern. Er hilft Opfern ganz praktisch, etwa durch Trost und Beistand, Begleitung zur Polizei oder zu Gerichten, durch Weitervermittlung an andere Organisationen oder durch Vermittlung finanzieller Hilfen.

Darüber hinaus tritt der Verein aber auch öffentlich für die Belange und Bedürfnisse der Opfer ein und ist auch auf dem Feld der Kriminalprävention aktiv, um Verbrechen möglichst zu verhindern. Heute verfügt der Verein über ein flächendeckendes Hilfenetzwerk in Deutschland: 420 Außenstellen, rund 3.200 ehrenamtliche Mitarbeiter und über 100.000 Förderer sowie ein kostenloses Opfer-Telefon, das unter der Rufnummer 116 006 an allen sieben Wochentagen von 7 bis 22 Uhr erreichbar ist.

Eine der 420 Außenstellen befindet sich in Viersen und ist für die Opferbetreuung im gesamten Kreisgebiet zuständig. Etwa 180 Opferfälle werden pro Jahr betreut. "Dabei hilft manchmal schon ein einzelnes Gespräch, manchmal aber erstreckt sich eine Betreuung auch über Wochen und Monate", erklärt Angelika Hartmann, die die Außenstelle leitet. Zur Zeit wird sie von vier Mitarbeitern und einer Mitarbeiterin unterstützt: "Wir helfen, weil wir helfen wollen. Es ist kein Job, der gegen Gehalt ausgeführt wird, sondern eine Arbeit, hinter der Hilfsbereitschaft steht. Die Menschen, denen wir helfen, merken, dass Helfen beim Weißen Ring Ehrensache ist. Sie merken, dass ihnen gegenüber niemand sitzt, der einfach einen Job macht, sondern dass dort ein Mensch ist, der sich Zeit nimmt, der zuhört und versteht."

Ob Raub, sexuelle oder häusliche Gewalt, Wohnungseinbruch, Trickdiebstahl, Cybermobbing, Missbrauch - die Mitarbeiter kümmern sich um alle Opfer von Straftaten. Aktuell liegt der Schwerpunkt in der Viersener Außenstelle bei Stalking, Sexualstraftaten und häuslicher Gewalt.

Nähere Auskünfte zum Verein und zur ehrenamtlichen Tätigkeit gibt Angelika Hartmann unter der Telefonnummer 02162 / 354534 oder auf Anfrage per Mail:

wr-viersen@web.de

Opferschutzbeauftragte der Polizei

Bei der Kreispolizeibehörde Viersen sind zwei polizeiliche Opferschutzbeauftragte hauptamtlich eingesetzt. Die beiden Kriminalbeamten, Kriminalkommissarin Vanessa van Eisden und Kriminalhauptkommissar Peter Ewald, sind über die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle erreichbar.

Die beiden Polizeibeamten sind für ihre Tätigkeit als polizeiliche Opferschutzbeauftragte speziell fortgebildet. Sie arbeiten eng vernetzt mit vielen Hilfsorganisationen im Kreisgebiet, so zum Beispiel auch mit der Außenstelle des e.V. WEISSER RING.

"Hier hat sich seit vielen Jahren eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt", betont Antje Heymanns, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde Viersen. "Der Kontakt zu den Hilfsorganisationen erfolgt aufgrund der guten Netzwerkarbeit auf unkompliziertem, direkten Weg. Gerade schwer belastete Opfer von Straftaten profitieren von dieser Hand in Hand greifenden Kooperation."

Die beiden polizeilichen Opferschutzbeauftragten übernehmen in aktuellen Einätzen auch die erste Betreuung von Opfern und Angehörigen bei Straftaten und Verkehrsunfällen und vermitteln die hilfebedürftigen Menschen dann zielgerichtet an ihre Netzwerkpartner, neben dem Weißen Ring auch an Beratungsstellen, Therapeuten, Psychologen, Ärzte oder Traumaambulanzen.

Einen Kontakt zu den polizeilichen Opferschutzbeauftragten können betroffene Menschen direkt telefonisch bei der Polizei in Viersen unter der Rufnummer 02162/377-0 aufnehmen. Auch die polizeilichen Sachbearbeiter in den Kriminal- oder Verkehrskommissariaten vermitteln die Menschen, die zum Beispiel Informationen zum Verfahrensablauf oder zum Opferentschädigungsgesetz brauchen oder fachliche Hilfe benötigen, gerne an die beiden Spezialisten im Kriminalkommissariat 1 weiter.