Gestaltungsrichtlinie soll optimiert werden Mehr Spielraum, weniger Verbote
Rheydt · Die Gestaltungsrichtlinien für Geschäfte und Restaurants waren schon häufig Stein des Anstoßes, besonders in Rheydt. Jetzt gibt es Bestrebungen der Ampelkoalition, nachzubessern. Dabei sollen auch Wirte, Einzelhändler und Verbände gehört werden.
. Eine Prozentzahl sorgte vor ein paar Monaten für Ärger: Das kleine Lädchen „Nüsse & Kaffee – Ayash“ an der Hauptstraße 2 hatte zu viel Werbung auf dem Schaufenster kleben. „Nur zehn Prozent der Scheibe sind erlaubt“, sagt Inhaber Yousef Ayash. Er hat das korrigiert und jetzt ist für ihn alles gut. Für Bezirksvorsteher Ulrich Elsen nicht, der regt sich immer noch auf, dass es den Geschäftsleuten, die es in seinem Bezirk ohnehin nicht leicht haben, so schwer gemacht wird und nennt den Nussladen gerne als Beispiel für eine falsch ausgerichtete Verwaltungsvorgabe.
Auch Gladbachs berühmtester Verstoß gegen die Gestaltungsrichtlinien hat sich nicht so richtig erledigt. Astrid Schneider, Inhaberin des Kochshops auf der Hauptstraße 27, ist immer noch sauer. Stein des Anstoßes war 2019 das Firmenschild des vorherigen Mieters des Ladenlokals „Foto Weidner“. Das durfte Astrid Schneider nicht einfach mit ihrem eigenen – professionell angefertigten – Firmennamen „Kochshop“ überkleben. „Das hat uns sehr geärgert“, sagt sie. „Als Geschäftsleute hatten mein Mann und ich manchmal das Gefühl, wir sind hier nicht willkommen.“ Erlaubt war es dann, das Schild einfach schwarz zu überstreichen. „Das ist doch wie bei den Schildbürgern“, empört sich die Ladeninhaberin. Besonders auffällig: Etwa gleichzeitig mit dem Kochshop in Rheydt machten die Eheleute Schneider eine Filiale in Andernach auf. „Dort kam der Bürgermeister persönlich zu Besuch und hat gefragt, ober er noch irgendwie behilflich sein kann“, sagt Astrid Schneider...
So jedenfalls kann es nicht weiter gehen mit dem Verwaltungshandeln in Sachen Gestaltungssatzung, da ist sich die Ampelkoalition einig. Die Gestaltungsvorgaben sollen einer „kritischen Überprüfung“ unterzogen werden, heißt es in einer Presseerklärung. Und dieses Mal soll es anders laufen: „Um die Transparenz und Akzeptanz einer Neufassung zu erhöhen, werden wir uns die Vorschläge und Erwartungen der Betroffenen aus Gastronomie und Einzelhandel (...) genau anhören und in die Planungen einfließen lassen,“ sagt der Co-Fraktionssprecher der Grünen, Dr. Boris Wolkowski. Eine Gestaltungsrichtlinie sei nie endgültig und müsse sich an neue Anforderungen anpassen, gerade auch angesichts der Pandemie, ergänzt FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger. Und auch SPD-Chef Janann Safi wünscht sich mehr Spielraum für Außengastronomie und Geschäfte.
„Weniger Bürokratie und statt strikter Verbote Überlegungen, wie man die Ideen der Geschäftsleute im Einzelnen umsetzen kann“, das würde schon vieles ändern, sagt Stefan Wimmers, Vorstand des Mönchengladbacher Citymanagements. Statt mit dem Zollstock nachzumessen, solle man den Geschäftsleuten mehr Freiheiten lassen.
In Rheydt sieht man es nicht viel anders. Die Regeln seien damals (2015) durchgepeitscht worden. „Vorbehalte sind da abgeprallt“, so Dr. Christoph Hartleb, Vorsitzender des Citymanagements Rheydt. Die Auswahl der Farben für die Außengastronomie sollte zum Beispiel lockerer gehandhabt werden, so Hartleb, das müsse doch nicht alles beige oder grau sein. Dass nicht jeder machen könne, was er wolle, sei schon in Ordnung. Die Bürgersteige voller Aufsteller und kaputte Plastikstühle wolle keiner. „Aber so eine Geschichte wie mit dem Kochshop ist nicht mehr vermittelbar“. Ein Fortschritt und gut fürs Stadtbild sei, wenn man sich darum kümmere, dass Uraltbeschilderungen von Geschäften, die längst nicht mehr existierten, endlich mal verschwinden.
Ob Astrid Schneider mit einer neuen Richtlinie noch etwas ändern würde? „Vielleicht, wenn ich Rechtssicherheit hätte“, sagt sie, „das kostet ja auch alles Geld.“